Donnerstag, 21. Februar 2013

Segelfisch ist wieder da

Genau neun Wochen sind vergangen seit dem Abtauchen des Segelfisches. Nun ist er mit einem Satz in Porto wieder aufgetaucht.

So wie wir bisher auf dem Schiff keine Langeweile kennen, gestaltete sich auch der „Heimaturlaub“ äußerst abwechslungsreich:
- die restliche, immer sehr gemütliche Vorweihnachtszeit, in die
ja auch mein Geburtstag fällt mit der Gelegenheit, im
Familien- und Freundeskreis sehr anregende Stunden zu
verbringen.
- das Weihnachtsfest, traditionell „in famiglia“, diesmal – zu
unserer großen Freude – mit Lena (Philipps Freundin) und Klaus
(Isabels Freund) und selbstverständlich Oma
- ein kurzer Gourmet-Trip nach Villanders (Südtirol) in der
bewährten lebenslustigen Senioren- Gang-Konstellation
- Theater-, Konzert- und Kinobesuche, eine Wanderung in der
Pfalz (immer mit Freunden)
- der Besuch der Bootsmesse in Düsseldorf mit einem
Wiedersehen bei Liesel und Leo in Birgden
- und last but not least Peters Leistenbruch-OP, die uns die
Rückkehr nach Porto um eine Woche verschieben ließ.


Donnerstag, der 14.Februar 2013

Ein frostiger Morgen begrüßt uns. Eingemummelt in dicke Winterkleidung treten wir um 6.30h die Fahrt nach Hahn an. Um 10.25h hebt unsere Maschine (mit Verspätung) gen Porto ab. In der Landeschlaufe, die in der Regel über die Marina Douro führt, können wir die PIA erkennen. Ein beruhigender Anblick!
Auf Portuenser Boden weht uns ein mäßig starker aber angenehm warmer Wind entgegen. Wir können die Jacken öffnen, die Schals ablegen und dürfen in die Sonne am stahlblauen Himmel blinzeln.

Die PIA liegt wohlbehalten am Steg, lediglich die an- und teilweise durchgescheuerten Festmacher und der - sich an allen Holzteilen festgesetzte - Grünspan lassen erkennen, dass es während unserer Abwesenheit heftig gestürmt und geregnet haben muss. Ob sie sich freut, uns wieder zu haben?
Nach dem Ausräumen der Koffer und einer kurzen Begrüßung der Mitarbeiter der Marina machen wir einen ausgedehnten REHA-Spaziergang in Richtung Atlantik, um abends – hier in Afurada,(dem alten Fischerdorf, dem die neue Marina hoffentlich auch einen gewissen wirtschaftlichen Aufschwung bringen wird), in einer kleinen Fischerkneipe sehr gut und günstig gegrillten Fisch zu essen.
Es fühlt sich gut an, wieder in unserem schwimmenden zu Hause zu sein.
Da für das Wochenende wieder Regen angesagt ist, gönnen wir uns auch den veritablen freitäglichen Frühlingstag mit eben solchen Düften, Temperaturen und wärmenden Sonnenstrahlen zum Genießen. (Magnolien, Stechginster, Calla und ein Mimosen-ähnlicher Baum stehen bereits in voller Blüte).
Am Samstag erleben wir mit dem Symphonie-Orchester der Casa da Musica und anschließendem Essen ebenda einen Ohren-, Augen- und Gaumenschmaus.
Der Sonntag, komplett verregnet, stimmt uns auf die anstehenden Wartungs- und Reparaturarbeiten ein:
Festmacher ersetzen, zurechtschneiden, neu verschweißen, Ruckdämpfer einbauen, Ölwechsel, Dieselfilter wechseln, Wasserfilter wechseln, Impellerwechsel, Rigg-Check, Fahrräder reparieren, Hydraulikzylinder der Passerelle wieder einsetzen, Windgenerator reparieren, W-Lan-Antennentreiber installieren (hurra, seit Montagabend haben wir ein funktionierendes WiFi, nicht besonders schnell aber ziemlich stabil, d.h. Ihr könnt uns jederzeit – solange wir hier sind – jede Menge!!!! Emails schicken und ich werde mal wieder ein paar Bilder einstellen zu den letzten Beiträgen)
...und zum Schluss Hausputz von innen und außen, der aufgrund eines besonderen Ereignisses - vorgezogen werden musste…

Es ist Mittwochmorgen. Peter und ich haben nach einem ausgedehnten Jogginglauf ein reichhaltiges Frühstück verdrückt und strecken unsere Bäuche gerade wohlig aus. Da klopft es an der Bordwand. Ich renne ins Cockpit und sehe drei stattliche, uniformierte Herren mit einer zierlichen Kommandantin vor mir. Nach einem freundlichen „Bom dia“ entschuldige ich mich, kein Portugiesisch zu sprechen und bitte die Herrschaften (da ich eine Kontrolle vermute) auf Englisch, an Bord zu kommen. Die Kommandantin murmelt in gebrochenem Englisch etwas von „control“ und „doc“ und hält mir ein Schriftstück hin. Ich interpretiere: Dokumentenkontrolle und bitte sie nochmals an Bord, um die Dokumente einsehen zu können. Nein sie will nicht, macht eine Streichelbewegung in Hundehöhe und wiederholt m.E.: „doc“ (oder meinte sie vielleicht „ dog“) on board“, woraus ich messerscharf schließe, dass sie mich nach einem Hund als mitreisendem Crewmitglied fragt. Ich sage prompt: „Nein, wir haben keinen Hund an Bord“...
Offensichtlich irritiert über so viel Begriffsstutzigkeit, hält sie dem inzwischen hinzugekommenen Peter das Schriftstück hin, bittet ihn zu unterzeichnen und weist in Richtung Steganfang wo ein bildschöner Labrador-Drogensuchhund liegt. Peter unterschreibt die Genehmigung mit Hund an Bord kommen zu dürfen und Bello wird, ein wenig widerstrebend, da ihm die Badeplattform nicht so ganz geheuer ist, auf die PIA gezogen. Während die Kommandantin die Papiere kontrolliert, darf Bello jeden Winkel unseres Schiffes inspizieren…
Und das Ende der Geschichte: Ein Schiff, das riecht, als habe ein Rudel regennasser Hunde darin übernachtet, ein Staubbeutel, der zu einem Viertel mit blonden Hundehaaren gefüllt ist, vier Stunden Dauer-Durchzugs-Intensivlüftung und… HAUSPUTZ!!!

Sonntag, 9. Dezember 2012

Frohe Weihnachten!

Liebe Blog-Leser!
Weihnachten steht vor der Tür und unser Heimflug ist für den 12.12.'12 um 12.05h geplant. Sollte das eben gesendete Schnee-Chaos keinen Strich durch die Rechnung machen, werden wir ab dem 13. Dezember '12 bis zum 6.Februar '13 wieder in Mannheim zu erreichen sein. D.h.:wahrscheinlich zweimonatige Blog-freie Zeitzone....
Allen, die wir nicht sehen oder sprechen können in dieser Zeit wünschen wir ein besinnliches Weihnachtsfest und ein gesundes, glückliches und gesegnetes Neues Jahr!

Eure Dorothee und Peter

Back to the Roots

Donnerstag, der 5.Dezember 2012
Back to the Roots – Mit dem Motorboot durch das Douro-Tal

Ja, mit dem elterlichen Motorboot „Pia“, auf dem Neckar, fing alles an: Peters Liebe zum Wasser und zum Wassersport.
Nun liegt das malerische Douro-Tal vor uns. An seinen Hängen reifen die Trauben, die zur Herstellung des berühmten Porto verwandt werden. Leider kann der Fluss - wegen zu geringer Durchfahrtshöhen der Brücken – mit unserer Pia nicht befahren werden.
Der pfiffige Hafenbetreiber erahnt unsere Wünsche und macht uns ein Angebot, das wir nicht ausschlagen können. Er bietet uns an, für den Preis des Mastlegens doch eines seiner Motorboote, die ab der nächsten Saison in die Charter gehen sollen, zu mieten.
Der Handel ist perfekt, die kleine „Tawny“ wird hinter der Pia „eingeparkt“ und alles, was wir für eine 4-Tagereise benötigen, von unserem Cat auf den kleinen Motor-Cruiser gebracht.

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Am Donnerstag um 9:30h beginnt unsere Flussfahrt. Ausreichendes Wasser von unten, überreichliches Wasser von oben, das aus einem ziemlich düsteren, wolkenverhangenen Himmel fällt, begleiten uns bis zum Nachmittag.
Irgendwie sieht Peter als Motorbootfahrer völlig anders aus als Peter der Segler.

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Außerdem ist der Motor für unser Geräuschempfinden schrecklich laut. Da wir aber einen straffen Zeitplan haben, um die Schleusen und den Liegeplatz am Abend zu erreichen, müssen wir zunächst mal den Lärm ertragen.

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...das Kielwasser ist allerdings beeindruckend...

Nach 21km haben wir die erste Schleuse erreicht, die uns – nach den vielen Exemplaren, die wir bisher sahen - mit 13,9m - als relativ hoch aber im Bereich des Normalen liegend erscheint. Das Schleusenmonstrum mit 35m Niveau-Unterschied erreichen wir gegen 15:30h. Es ist irgendwie unheimlich! Von der flusswärts gelegenen Leitwand heben Hunderte von Kormoranen ab, die bis zur Wasseroberfläche hinabgleiten, um dann – mit den Füßen paddelnd – wieder langsam an Höhe zu gewinnen. Ich habe den Eindruck, dass sie Platz machen wollen für unsere Einfahrt in diese gigantische Mausefalle.

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An dröhnenden, quietschenden Eisenpollern, die mit dem einströmenden Wasser aufschwimmen, werden wir – wie mir scheint -unendlich langsam himmelwärts transportiert, dem G.s.D. immer größer werdenden Guckloch Richtung Freiheit entgegen.
Das spiegelglatte Oberwasser hinter der Schleuse nutzen wir für eine halbe Stunde Wellness für alle Sinne: Die haben wir Dank des HYBRID-Antriebs, der sich von Diesel- auf Elektromotor umschalten lässt. Wir werden von der unsicht- und fast unhörbaren Hand durch die stillen Wasser des Douro geschoben, vorbei an wilden, in warme Herbstfarben getauchte Steilufer, die durch die nun ab und zu heraus blinzelnde Sonne besonders farbenprächtig leuchten

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Anders als in Porto, am sich weit öffnenden Atlantik, ist es im Dourotal bereits um 17:00h dunkel. So erreichen wir den ersten Liegeplatz, Cais de Caldas de Aregos, erst bei hereinbrechender Dunkelheit. In dem – während der Saison – wahrscheinlich stark frequentierten Örtchen hat man sich bereits auf den Winterschlaf eingestellt. Die uns empfohlenen Restaurants sind geschlossen oder öden uns an mit gähnender Leere. Lediglich der Direktor des Thermalbades, das von heißen Schwefelquellen gespeist wird, gibt uns mit stolz geschwellter Brust eine Führung durch das Haus mit seinen vielfachen medizinischen Anwendungen.
Nach einem Essen an Bord fallen wir müde in die Betten.

Es ist Freitagmorgen. Heute werden wir die Weinberge und Quintas aller Porto-Produzenten von Rang und Namen passieren. Es soll ein wunderschöner Tag werden. Ein Wechselspiel von Sonne und Wolken lässt diese herrliche Landschaft mal in satten Herbstfarben leuchten, mal in zurückhaltendem Licht erscheinen.
Die Porto-Produzenten scheinen miteinander im Wettstreit zu liegen um das prächtigste Anwesen und die herrschaftlichste Auffahrt.

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Wir sitzen und staunen und fotografieren… Mittags erreichen wir Regua, ein Örtchen, das DAS Porto-Museum der Region beherbergt. Aber auch hier kommen wir offensichtlich zur Unzeit an. Das Museum ist geschlossen und wir können lediglich die architektonisch gelungene Ergänzung des historischen Gebäudes von außen bewundern.

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Die später folgende Schleuse mit einem Niveau-Unterschied von „nur“ 28,5m wirkt nicht mehr so bedrohlich wie die gestrige aber die Weiterfahrt auf dem sich schlängelnden Fluss entlockt uns nach jeder Biegung ein neues „Wouw“ . Beim Erreichen unseres nächtlichen Liegeplatzes (Pinhao)haben wir uns darauf eingestellt, dass es auf unserer Flussfahrt wohl Augenschmaus in Hülle und Fülle geben wird, Geist und Magen sich aber eher mit Hausmannskost zufrieden geben müssen.
Samstagmorgen
Das wunderschöne Vintage-Hotel, an dessen Steg wir festgemacht haben, liegt auch im Winterschlaf. Versuchen wir’s mal mit dem hiesigen Weinmuseum: vorgezogene Gitter, hermetisch verriegelte Fensterläden zeigen uns auch hier, dass wir uns wohl in der Saison vertan haben. Dafür machen wir einen Besuch beim Metzger, aus dessen Schaufenster uns ein Wildschweinkopf mit listig-leuchtenden Glühbirnen-Äuglein angrinst, umgeben von Würsten aller Größen und Formen. Drei Metzger, die allesamt ihren Produkten sehr zugetan zu sein scheinen, widmen sich in Seelenruhe ihrer Kundschaft. Sehen wir verhungert aus oder tropft uns vielleicht Speichel aus den Mundwinkeln beim Anblick der vor uns liegenden Schinkenvariationen? Der Chef schneidet jedenfalls mit Hingabe allerfeinste Schinkenscheiben ab und bietet sie mit auffordernder Mimik zur Verkostung an. Anscheinend liest er aus unseren Gesichtern nicht die erwartete überschwängliche Begeisterung und fühlt sich aufgefordert, weitere Kostproben anzubieten. Wir wollen wissen, ob ein Wildschweinschinken darunter war. Die Erklärung kommt prompt auf Portugiesisch. Unser Nachhaken in DESPERANTO (einer von Peter entwickelten – inzwischen sehr erprobten - Kreativmischung aus Spanisch, Italienisch, ein paar Sprenkeln Französisch – falls nötig und reichlich Mimik und Gestik)… Darauf: allgemeines Nicken und Aha!..Übersetzungshilfen anderer Kunden, die dann auch Kostproben bekommen… noch eine und eine weitere… und dann, damit es nicht zu trocken wird, ein weißer Porto, der – in eine Blechtasse gefüllt - über die Theke gereicht wird und augenblicklich alle Zungen lockert….fröhliches Sprachengewirr im ganzen Laden. Alle genießen offensichtlich diese Situation und als die Metzger nach etwa 30min. die Kasse betätigen, stellen wir fest, dass wir für Museales entweder die falschen Antennen oder eine katastrophale Zeitplanung haben, dass es uns aber immer wieder gelingt, verpasste Historie durch erfrischende Gegenwart zu ersetzen.

Man bedenke! Wir haben den 8.Dez.2012! Zu Hause macht sich der Winter breit… Wir sitzen zur Mittagspause – bei Tomaten und Mozzarella – auf der Badeplattform unseres Schiffchens, haben das große Heckfenster aufgeklappt, die Küchentheke nach außen ausgefahren und genießen – vor Anker liegend – die Sonne…

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Es ist ein kleiner Seitenarm des Douro. Zur Rechten: Weinberge, zur Linken: ein in sattes Grün gebettetes Restaurant. (Wir testen nicht, ob offen oder geschlossen!!!)
Um 15:30h passieren wir die Schleuse von Valeira (33m hoch), um die letzten Kilometer zu unserem heutigen Liegeplatz zurückzulegen. Wir erreichen Senhora da Ribeira bereits um 16.30h und können -- vor Sonnenuntergang - noch einen Spaziergang durch die Weinberge machen. Hätte man uns mit verbundenen Augen auf dieses Fleckchen Erde gestellt, hätten wir Stein und Bein geschworen, an einem lauen Frühlingsabend(!!!) in einen Landstrich versetzt worden zu sein, in dem es außer uns nur wohltuende Stille, Duft verströmende Sträucher und melodiös zwitschernde Vögel gäbe. Ohne Augenbinde sehen wir herbstlich-leuchtend-gelb gefärbte Trauerweiden, deren Äste sich bis zur Wasseroberfläche neigen, gepflegte, leuchtende Orangenhaine mit eingesprenkelten, duftenden, weiß-blühenden Bäumen, Olivenplantagen und die – für diese Region sehr bekannte, vorzüglich schmeckende, aber inzwischen entlaubte - Sauerkirsche.

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Gegen den nur noch schwach erhellten Nachthimmel heben sich die Silhouetten einzelner, auf den Bergkuppen stehender Olivenbäume ab. Wären es Zypressen, könnte man glauben, in der Toscana zu sein. Traumhaft schön, wenn man es selbst erlebt, kitschig vielleicht, wenn man’s nur hört oder auf Bildern betrachtet...
Sonntag, der 9. Dezember 2012
Nebelschwaden über dem Wasser, die sich nur sehr zögerlich auflösen. Das letzte Stück unserer Douroreise liegt vor uns. Es ist der Douro superior, dessen Ufer zunächst wesentlich felsiger, dann aber immer flacher und unspektakulärer aussehen.

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Wir nehmen die nächste Schleuse nicht mehr und machen uns auf den Rückweg bis Pinhao, dem vereinbarten Übergabepunkt, an dem wir vom Schiff aufs Auto umsteigen werden, um auf dem Landweg nach Porto zurückzukehren.

Besuch aus der Heimat

Samstag, der 1. Dezember 2012
oder das erste Advents-Wochenende

Wenn jemand behauptet, Senioren seien lahm, unflexibel, allem Spontanen gegenüber abgeneigt… dann möge er sich Folgendes zu Gemüte führen.
Es ist Mittwoch, der 28.November. Das Telefon klingelt. Es ist Eli, die gleich überschüttet wird mit übersprudelnden Beschreibungen dessen, was ich gerade - mit Blick auf Porto - sehe und anschließend mit dem Vorschlag konfrontiert wird, uns zu besuchen. Kurze Funkstille, dann sagt sie:“Warte“…, -schneller Terminkalender-Check – „Ja, passt, ich werde das Internet nach Flügen befragen und mich wieder melden.“ Es dauert keine 12 Std. bis die Flüge gebucht sind und die Bestätigung da ist…
Ist das schön!!!
Am Samstagmorgen, zwischen Traum und Tag (3:30h !!!), verlassen Eli und Dieter das gemütliche Bett, um den Ryan Air Flug von 7:00h zu erreichen und wir sitzen (nach hiesiger Zeit) um 9:00h am Frühstückstisch. Wouw!!
O-Ton Eli:“ Je oller, um so doller!“
Wir finden’s einfach obercool!!!
1½ wunderschöne Tage mit Erzählen, Besichtigen und Erleben liegen vor uns…
Beweisfotos folgen…

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Nach einem kurzen Frühstück geht's nach Gaia zur Portweinprobe..

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Vorbei am Wäsche-Trockenplatz der Fischerfrauen...

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den Douro entlang...

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zur Besichtigung und Führung der Porto-Kellerei Croft...

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mit anschließender Porto-Verkostung...

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Wie man unschwer erkennen kann, es schmeckt....

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Bick von der Terrasse der Taylor-Kellerei auf Porto

Mit der Fähre über den Douro zur Stadtbesichtigung....

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Eine kleine Stärkung muss sein...

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Mit der historischen Eisenbahn zum Atlantik...

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Bei mindestens 20° genießen wir die Vorweihnachtszeit....

Porto und der Minho

Donnerstag, der 29.11.2012

Seit 4 Tagen sind wir nun in Porto und auch hier hatte Langeweile bisher keine Chance.
Im Folgenden die Gründe dafür:
- Die Marina, ganz neu und daher sehr bemüht,
mit unaufdringlicher Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und gutem Service sowie Preis-Leistungsverhältnis auf sich aufmerksam zu machen.
- Porto, eine Stadt der Gegensätze: einerseits wegen ihrer beiden Gesichter, dem des Tages, das den Blick auf die Stadt mit hässlichen, tiefen Falten und Runzeln freigibt, über die auch das geschäftige Treiben einer Großstadt nicht hinwegtäuschen kann und andererseits dem der Nacht, das die Stadt im Licht der wunderschönen, alten Laternen als ausgesprochen romantisch erscheinen lässt;
- einer Altstadt, die zwar zum Welt-Kulturerbe gehört, die aber zu renovieren – teilweise - als zu kostenaufwändig betrachtet wird, so dass man sie einfach weiter verfallen lässt um stattdessen - in neueren Stadtteilen - ultramoderne Gebäude zu errichten, die das Herz eines jeden Architekten höher schlagen lassen…(unsere übrigens auch beim Besuch der „casa da musica“, die von Rem Koolhaas entworfen wurde);
der Brücke „Ponte Dom Luis“ einer atemberaubenden Stahlkonstruktion (Assoziation zum Eiffelturm, da von einem Kollegen des Gustave Eiffel entworfen), die Porto mit der gegenüberliegenden Stadt Vila nova de Gaia verbindet, in der die Portokellereien Führungen mit anschließender Verkostung anbieten.
- Und last but not least der Möglichkeit, von hier aus Ausflüge in den Minho zu unternehmen…
Und genau das haben wir uns für heute vorgenommen. Mit dem Mietwagen geht’s in die Städte Barcelos (größter Wochenmarkt Portugals und Ursprungsstadt des portugiesischen Gockels), Braga (Bischofssitz)und Guimaraes (Ausrufung des Königreiches), die den geografischen Mittelpunkt des Minho und gleichzeitig das historische Zentrum Portugals bilden.
Ankommend in Barcelos, werden wir von Gockeln aller Couleur begrüßt: mannshohe, steinerne Exemplare; auf Hauswände gemalte; kleine, metallene oder Keramik-Gockel in den Souvenirläden und den lebendigen, braunbunten – in ihrer Aktivität stark beschränkten – Vertretern auf dem Wochenmarkt. (Es gibt übrigens eine nette Geschichte zum Gockel von Barcelos, die der geneigte Leser sicherlich im Internet findet…)
Wir finden auf dem Wochenmarkt alles, was man sich nur denken kann: Möbel, Knöpfe, Haushalts- und Eisenwaren, Destilliergeräte, Stoffe, Kleidung , Käse, Schinken, Würste, den unvermeidlichen, aus stattlicher Entfernung bereits üble Gerüche verbreitenden Bacalhao, Obst, Gemüse… aber magisch angezogen werden wir von der lebendigen Ware, die – energisch in Kartons gestopft - den Besitzer wechselt, ohne dabei jedwede Regung im Gesicht des Verkäufers erkennen zu lassen.
Die zweite Station ist Braga - Bischofssitz - und sich selbst als religiöse Hauptstadt des Landes sehend. Trotz vieler Sakralbauten und der alles dominierenden Kathedrale, die über sechs Jahrhunderte immer wieder umgebaut und erweitert wurde, um sich mit den größten Kirchen der Welt messen zu können, macht Braga keinen steifen, oder altehrwürdigen Eindruck auf uns. Dank der großen Universität gibt es viele junge Leute. Zahlreiche Cafés, gut besucht von Menschen aller Altersklassen, etliche Jazzkeller, noble Geschäfte, dazwischen barocke Gartenanlagen, eine elegante Fußgängerzone (in der wir übrigens die erste dezente Weihnachtsbeleuchtung sehen) lassen diese Stadt sehr attraktiv, jung, gepflegt und wohlhabend erscheinen.
Aber wir haben noch einen Programmpunkt: Wir wollen noch nach Guimaraes, dem historischen Mittelpunkt des Minho, in dem heute die Nicolinhas beginnen, studentische Aktivitäten, die eine Woche vor dem 6.Dezember beginnen und am Nikolaustag ihr Ende finden. Die studentische Sekretärin des Hafens erklärte diesen Event zum absoluten „Muss“ für den heutigen Besuch in Guimaraes. Also schauen wir, dass wir hin kommen. Als wir die Stadt um 18:00h erreichen, haben natürlich alle Gebäude von historischer Bedeutung bereits geschlossen. Die Nikolinhas beginnen allerdings erst um 23:00h. Was tun??? Wir checken ein im Hotel (haben WiFi!!!), können daher schnell den vorangegangenen Blogeintrag machen und begeben uns danach im strömenden Regen in die Altstadt. Der eingängige Trommel-Rhythmus ist bereits von Weitem zu hören. Alle Studenten, die trommeln können oder ein solches Schlaginstrument besitzen, trommeln sich - in kleineren oder größeren Gruppen - ein. Aus Kleidern, Haaren, Nikolausmützen und von den Trommeln tropft der Regen. Auch wir werden pitschnass und beschließen, uns zum Aufwärmen und Trocknen in ein Restaurant zu setzen. Ein schwieriges Unterfangen, da alle Restaurants ausgebucht sind. Es gelingt uns schließlich, ein kleines Restaurant zu finden, das uns eine peppige, wohlschmeckende, portugiesische Küche serviert aber aufwärmen können wir uns nicht, da es in den meisten Restaurants schlichtweg keine Heizung gibt. So machen wir uns gegen 22:00h auf den Weg zum Castelo, das auf dem großen Stadthügel liegt, von dem aus der Zug starten soll. Am Castelo angekommen, bietet sich uns ein äußerst folkloristisches Bild: Von rechts ziehen Ochsengespanne herauf, mit jeweils zwei aneinandergekoppelten, rot-braunen Ochsen mit gewaltigen, gebogenen, Respekt einflößenden und an ihren Spitzen geschmückten Hörnern, die jeweils einen Karren ziehen mit großen Tafeln, auf denen wohl Politik und Wirtschaft aufs Korn genommen werden (so wie bei heimischen Karnevalszügen); während von links die trommelnden Studenten heraufziehen. Taktgeber mit einer Nikolauspuppe oder einem Rotschopf an langer Stange sorgen dafür, dass der Rhythmus einheitlich bleibt.
Wir stehen mitten im Brennpunkt. Ich bewundere die Ruhe der Ochsentreiber (oder -bändiger), die es verstehen, diese gewaltigen Tiere – inmitten der Menschenmasse - immer wieder zur Raison zu zwingen. Eine wahrlich nicht einfache Aufgabe, da die Ochsen ständig von Fotoblitzen und Lasern geblendet werden und den enormen Geräuschpegel der Trommeln aushalten müssen. Mein Versuch, eines dieser Riesenhörner aus der Nähe zu fotografieren, treibt Peter den Schweiß auf die Stirn, da er eine mögliche Massenpanik befürchtet, die ein Entkommen aus diesem Kessel unmöglich machen würde. Das Photo gelingt einigermaßen und wir können unsere Distanz zu diesen tierischen Waffen allmählich vergrößern. Dann beginnt es wieder heftig zu regnen, was der Stimmung aber keinen Abbruch tut. Auch wir lassen uns von diesem Spektakel noch bis weit nach Mitternacht mitreißen, um dann – tropfnass – ein Taxi zum Hotel zu nehmen. Vom Taxifahrer erfahren wir, dass der vom 5. Ochsenpaar gezogene, mit Lichtern geschmückte Baum auf dem Hauptplatz (gegen 3:00h nachts)aufgestellt werden soll. Dies zu feiern überlassen wir dann doch den Studenten…

Donnerstag, 29. November 2012

Von Baiona nach Leixoes

Sonntag, der 25.11.2012
Von Spanien nach Portugal oder
von Baiona nach Leixoes oder
vom Aperitif mit Jerez zu jenem mit Porto…
Ja, nach einer Woche Baiona wurde es höchste Zeit, mal wieder einen Tapetenwechsel zu vollziehen. Petrus hat nach der vorgestrigen sturmgebeutelten (schlaflosen Nacht IM HAFEN!!!) ein Einsehen mit uns und schenkt uns einen annehmbaren Tag. Wir laufen um 8:30h aus, haben mehr Wind und mehr Welle als vorhergesagt aber beide Naturgewalten kommen aus Nord-West und schieben uns – mit wenigen Kreuzschlägen vor dem Wind (und rauschendem Kielwasser) in die richtige Richtung. Eine Stunde lang werden wir von ca. 30 flinken Delfinen begleitet, die uns eine Privatvorstellung bieten, indem sie hoch aus dem Wasser springen, elegant in Dreiergruppen auf- und abtauchen oder vor den Bügen hin und her flitzen.

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Rauschendes Kielwasser

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Wenn der Steuerautomat zuverlässig arbeitet, kann die Crew...

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......beobachten, genießen, lesen....


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Espana adios, Portugal wir kommen...

Abends um 19:00h laufen wir in Leixoes, dem Industriehafen vor Porto (mit integriertem kleinen Yachthafen), der im Yachtpilot als „very oily“ beschrieben wird, ein. Ein auslaufender gigantischer Tanker liefert uns eine erste, dementsprechende Duftprobe. Mir verschlägt’s fast den Atem. Überraschenderweise schlafen wir gut, wohl weil der luftreinigende Wind aus der richtigen Richtung kommt.
Montag, der 26.11.2012
Geweckt werden wir durch Regen, der auf die Luke tropft. Dennoch springen wir schnell aus den Betten, weil wir sehen wollen, wie das nächtliche Scenario bei Tage aussieht und noch ein erstes Sightseeing im 5km entfernten Porto ansteht. Was wir sehen, entspricht unseren Erwartungen…Peter geht ins Hafenbüro, um die Liegegebühren zu zahlen und erfährt – was unsere Herzen höher schlagen lässt – dass es in Porto, in der Douro-Mündung, seit wenigen Monaten einen blitzneuen Yachthafen gibt, der natürlich in unseren Karten noch nicht vermerkt ist. Augenblicklich sind Sonne und blauer Himmel - sowohl innerlich als auch äußerlich – zurückgekehrt.
Auf nach Porto! Ein wenig mulmig ist uns zumute, da wir keine Detailkarte für die Douromündung haben und ihre Einfahrt wegen der hohen, oft quer laufenden Dünung als nicht ungefährlich beschrieben ist. Genau dieses Scenario bietet sich uns unmittelbar vor der Einfahrt, das an Bedrohlichkeit noch gewinnt, durch die dunkle, Wind-gefüllte Wolke, die uns schiebt. Wir nähern uns dem riesigen Wellenbrecher und sehen die meterhohe Gischt der sich an ihm brechenden Wellen. Schäumend weiß und brodelnd schießt das Wasser zurück in die Wogen.



Wir haben den Eindruck – surfend auf einer solchen Woge – an der Einfahrt vorbeigetragen zu werden und uns beiden schießt unausgesprochen der Gedanke: „hoffentlich fällt jetzt kein Motor aus“ durch den Kopf. Aber wir schaffen es und werden belohnt mit einer herrlichen Fahrt auf dem Douro, an Portos malerischen Flussufern entlang. In der Marina werden wir freundlich empfangen. Um 16:00h machen wir uns auf zur ersten Stadterkundung…
Wir radeln am linken Ufer der Douro-Mündung entlang - dem Stadtteil Gaia - in dem sich die namhaftesten Portokellereien wie Perlen an einer Schnur aufreihen: Sandemann, Taylor, Kopke, Ferreira u.v.a. Mit einer Seilbahn geht’s hoch zur Fußgänger- und Eisenbahnbrücke über den Douro. Unter uns liegen die langen, roten Ziegeldächer der Porto-Kellereien, vor uns die beeindruckende Stahlkonstruktion der Brücke S.Luis, deren obere Etage Fußgängern und der Straßenbahn vorbehalten ist, während die untere Etage von ersteren und Autos passiert werden kann.
Der erste Eindruck von Porto ist der einer sehr lebendigen, südländischen Metropole mit wunderschönen historischen Bauten, die vor allem bei hereinbrechender Dunkelheit und im sanften Schein der Laternen ausgesprochen schön wirken.

Freitag, 23. November 2012

Immer noch Bayona

Warten auf ein Wetterfenster!
Das Warten wird uns hier jedoch durch einen schönen, noblen - leider auch teuren - Yachtclub und eine tolle Burgruine mit einem Parador der 4 Sterne Klasse versüßt.
Jeden Morgen gibts einen Jogginglauf um die Burgruine mit einem anschließenden kleinen Geräteparcour. So halten wir uns fit für die nächste Etappe nach Porto.
Nun statt vieler Worte ein paar Bilder:

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Der Yachtclub

WiFi im noblen Yachtclub von Bayoyn mit Kaminfeuer

WiFi am Kamin

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Der Parador

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Unser Apero im Parador


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Die Jujus ( Jung-Jutzi-Senioren)

Dienstag, 20. November 2012

Bayona: Fluchtpunkt mit funktionierendem WiFi

Windstärke 8-9 aus Süd und 4m hohe Wellen auf dem Atlantik lassen uns in Bayona Schutz suchen. Auch im Hafen, gut vertäut, sorgen einfallende Sturmböen für lautes Knarren der Festmacher und quietschende Fender. Da besuchen wir doch gerne mal den Yachtclub, der - zu unserem großen Erstaunen - ein funktionierendes WiFi hat. Und was erwartet Euch da? ...eine Bilderflut!!!

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Die Pia unter Parasailor von der Shahbanou aus fotografiert

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Jacobsmuschel...

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oder balzender Truthahn?

Da wir wohl noch einige Tage pausieren müssen, werden in der Menüleiste neue Bilderalben auftauchen oder bereits angelegte ein wenig erweitert.

Freitag, 16. November 2012

Petri Heil

Mittwoch, der 15.11.2012

Nachdem wir auch Noia, das in unserem Reiseführer als sehr sehenswert beschrieben war, besucht haben, ( um dort die Weihnachtsillumination zwischen Palme und Ahorn aufgehängt zu bestaunen) legen wir heute ab. Adieu Muros! Bei sehr wenig Wind dümpeln wir mit Groß und Genua bei 3-4kn (für Landratten: 6km/Std.) dahin. Langeweile! Aktion muss her. Da fällt uns ein, dass wir unsere Angel immer noch nicht in Betrieb genommen haben, was wir umgehend (ohne Gebrauchsanleitung!!!) erledigen. Angel raus, in den Köcher und warten….Am Kartentisch sitzend, hören wir plötzlich das für uns absolut neue Geräusch der knarrend und tickernd ausrauschenden Angelschnur. Große Aufregung: Peter stürzt zur Angel, deren Kopf sich – aufgrund der anhängenden Beute – bereits stark geneigt hat, gibt dosiert Leine – wie von Angelexperten geheißen – und holt dann langsam ein. Ich habe das Handy in „Schussposition“. Spannung hoch 3!!! Wie wird unser Abendessen aussehen? Doch was zeigt das Photo???

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Anglerglück??? :( ! Igitt!

Welcher Schelm hatte uns da wohl „Petri Heil“ gewünscht?

Dienstag, 13. November 2012

WiFi-Diaspora

Liebe Blog-Leser,

da wird meine Geduld (die ich noch nie so richtig hatte)auf eine harte Probe gestellt. Bereits in La Coruna war es schwierig und zeitaufwändig, Bilder in den Blog zu bugsieren. Hier in Muros scheint es schlichtweg nicht möglich zu sein.
In drei Stunden hatte ich es geschafft, 6 Bilder aus einer Datei hochzuladen, sie mit halbstündigen Wartezeiten in den Blog einzufügen, um dann bei der Veröffentlichung mit der lapidaren Meldung:"Bad Gateway" erfahren zu müssen, dass alles umsonst war.
Wenn es von der WiFi-Diaspora nun in die Wüste geht, wird's wohl bald gar keine Bilder mehr geben. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt....

Sonntag, 11. November 2012

Hasta luego La Coruna

Hasta luego La Coruna!
Wir kommen irgendwann wieder!
13 Tage mit Winden in Sturmstärke, heftigen Regenschauern und hohen Wellen auf dem Atlantik verbrachten wir im sicheren Hafen dieser schönen Stadt. Nun ist der Zeitpunkt für die Weiterreise gekommen. Wind, Wetter, Wellen sollen passen und so legen wir morgens um 10.00h ab Richtung Cap Finisterre mit einer geplanten Zwischenstation in Muxia, das wir – da 60sm entfernt – in etwa 9 Std. erreichen wollen. Aber erstens kommt es anders als man zweitens denkt… oder wie Hans, unser Züricher Segelfreund sagt: „Wetterprognosen sind wie die Prophezeihungen der Volkswirtschaftler: Wenn die Base da ist, haben’s alle gewusst…“ So haben wir zu Beginn Sonne, wenig Wind und alte Dünung, in der wir unter Groß und Genua dahindümpeln. Bereits nach einer Stunde müssen wir Hülle um Hülle an Kleidung zulegen, der Wind brist mächtig auf und wir beschließen ein Reff einzudrehen. Dazu müssen wir in den Wind und gegen die Welle. Schüttelbechergefühl unter Meerwasserdusche. Ein Mastrutscher will nicht. Er hat sich verhakt. Das Groß kommt nicht runter. In dem ganzen Geschaukel schwingt das lose Backstag über den Segelkopf und drückt ihn nach unten. Ein jämmerlicher Anblick! Ich habe die Assoziation zur schlaff abgeklappten Rückenflosse eines depressiven Killerwales. Aber irgendwie meistern wir das Chaos. Nach einer Stunde Kampf mit sehr lauter Konversation ( nicht nur wegen der Windgeräusche!!!)haben wir alles irgendwie gebändigt. Die eine Stunde Zeit- und Meilenverlust holen wir nun locker wieder auf durch die Rauschefahrt ( 9-12kn), die uns alleine die Genua beschert.

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Punktgenau erreichen wir Muxia, das bei der Ankunft sehr öde wirkt, in der Marina kostenlosen Platz in Hülle und Fülle bietet und sich am nächsten Tag doch als ganz nett entpuppt.

Donnerstag, der 8.11.12
Auf zum Cap Finisterre oder dem Ende der Welt, wie es von den Jacobspilgern vor Jahrhunderten gesehen wurde. Die kamen nämlich – wie die Geschichte beschreibt – nach der Ankunft in Santiago hierher, um ihre Pilgerkleidung und –schuhe zu verbrennen. Aus den düsteren Geschichten der Seefahrer, die sich um das Cap ranken, drängt sich mir eher das Adjektiv „finster“ und daher bedrohlich auf. So starten wir unsere Tagestour auch mit gehörigem Respekt. Und wieder einmal kommt’s anders. Nach 4Std. herrlichen Segelns haben wir das uns sehr friedlich erscheinende Cap erreicht und fahren in eine von sanften Hügeln umsäumte Bucht ein, die in der Dämmerung an die Landschaft um den Bodensee herum erinnert.

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Durch unzählige große und kleine, vor den Steganlagen ankernde Fischerboote schlängeln wir uns mit der dicken Pia durch, um dann erkennen zu müssen, dass unser Schiff schlichtweg (O-Ton Fischer: „muy grande“) zu groß ist, um an den Steg zu gehen. Es heißt also: Zurückschlängeln, hier und da ein wenig mit dem Piekhaken schubsen und dann ankern.

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Abendstimmung

Glücklich und zufrieden gehen wir nach diesem schönen Tag in die Koje.

Freitag, der 9.11.12

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Morgenstimmung

Ein strahlender Morgen! Wir reiben uns die Augen und können nicht glauben, am Cap Finisterre zu sein: gefühlte 23°C oder mehr Außentemperatur! Fenster auf, Luken auf, Cockpitpolster raus! Das Wasser lockt zum Kopfsprung. Peter steht bereit. Dann…abruptes Abkühlen des Mütchens durch den Blick auf die Instrumente: Wassertemperatur: 14,7°C!!! Der Atlantikhecht mutiert zum Warmduscher.
Nach dem Frühstück machen wir uns auf, das „Ende der Welt“ zu Fuß zu erobern. Vom Hafen aus geht’s durchs mittelprächtige Örtchen stetig bergan. Ein Fest für Augen und Nase: Heruntergefallene Gardenienblüten liegen wie eigens dekoriert am Wegrand, der Mischwald aus Kiefern und Eukalyptusbäumen verströmt einen betörenden Duft mit dem man die Lungen gar nicht genug füllen kann. Schmale Schneisen gewähren hier und dort einen Blick einerseits auf die Bucht, andererseits auf den Atlantik.

20121109_161038-Atlantikseite

Atlantikseite

20121109_161031Camino-Richtg-Cap-Bucht-v-Finister

Blick Richtung Bucht

Nach zwei Stunden teilweise steilen und steinigen Aufstiegs haben wir den Gipfel des Caps erreicht und werden mit einem großartigen Ausblick belohnt.

Foto0488-Kreuz-a-Cap-Finisterre

Das Gipfelkreuz der Todesküste

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...und seine Inschrift

Zum Leuchtturm, der wohl für viele Schiffe das letzte Licht vor dem Untergang war, müssen wir ein wenig absteigen. Unmittelbar vor ihm stehend wirkt er eher gedrungen.

Foto0491-Leuchtturm-Cap-Finisterre

Der Leuchtturm

Steinerne Segel auf dem Vorplatz erzählen mit ihren künstlerischen Mosaiken von den Geschehnissen rund um den Leuchtturm.

20121109_164629-Saenger-vor-Mosaiksegel

Den Abstieg nehmen wir über die Autostraße und sind nach der Besichtigung einer Kirche aus dem 12.Jhdt. und anliegendem Friedhof bei Einbruch der Dunkelheit wieder an Bord. Nachts heult der Sturm, die Leine, die die Ankerkette vom Bug fernhält, knarrt und quietscht und wir schlafen schlecht.

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