Dienstag, 7. April 2015

20150406 Alltag im endlosen Blau…

Der neue Tag beginnt – wie überall auf der Welt – um Mitternacht. Ich liege bereits im Bett, Peter hat Wache noch bis drei Uhr. Zunächst überprüft er Kurs und Segelstellung und trägt dann die mitternächtliche Position mit den dazugehörenden Daten ins Logbuch ein.

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Nächtlicher Arbeitsplatz



Peter setzt sich nachts gerne ins Heck des Schiffes, beobachtet den grandiosen Sternenhimmel, der Dir – lieber Dieter – sicherlich gefallen würde, begeistert sich am Meeresleuchten, vor allem an Delfinen, die, wenn sie die Rümpfe umspielen, beim Wiedereintauchen ins Wasser, regelrechte, phosphorisierende Streifen hinterlassen.

Sollte dennoch einmal Langeweile auftreten, kann er sie – durch einen Griff in die gut gefüllte PIA- Videothek –sofort beseitigen.

Meine Wache beginnt um 3.00h und endet um 7.00h, d.h.in der Morgendämmerung. Das Aufstehen fällt mir sehr, sehr schwer und ich muss an die frische Luft, um überhaupt wach zu werden. Bis zu den Capverden war das eine nur wenige Sekunden dauernde Angelegenheit, da der kalte Wind – beim Betreten des Cockpits -augenblicklich alle Lebensgeister wach rüttelte.

Seit Mindelo sieht das anders aus. Die Ski- Unterwäsche ist wieder verstaut und man kann sich nachts – wie in einer lauen Sommernacht in Mannheim – mit einem, um die Schulter gelegten Schal ins Cockpit setzen…und weiter dösen…

Ab 7.00h übernimmt Peter wieder und ich darf ins Bett. Wenn ich gegen 10.00h aus der Koje krieche, hat Peter bereits ein Ingwerwasser für uns vorbereitet, der atlantischen Funkrunde zugehört, neue Wetterdaten empfangen, Dieters Bericht gelesen und versucht, mit Frank ein Funkgespräch zu vereinbaren.

Ganz gespannt höre ich die Neuigkeiten. Dann gibt’s Frühstück.



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Vorher aber: Morgendliche Säuberung des Decks von den Leichen der Kamikaze-Flieger



Um 12.00h UTC wird die Position der PIA abgelesen und Breiten- und Längengrad ins Logbuch eingetragen. Auf einer großen Seekarte markieren wir die Positionen der Obelix und der PIA.

Tagsüber haben wir viel Zeit zum Lesen, Dösen, Schreiben, Angeln, Brot- oder Kuchenbacken, das Spiel auf dem Akkordeon üben oder die Segelstellung zu optimieren.


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Schreiben…


Ich liebe es, einfach aufs Meer zu schauen, das vertraute Rauschen des Kielwassers im Hintergrund und die (meist) sanften, schaukelnden Bewegungen der PIA auf den nimmermüden Wellen zu spüren.

Um 16.30h gibt’s den „Five o‘ Clock – Tea“ und zum Sonnenuntergang den Sundowner, der inzwischen zu einem schönen Ritual geworden ist. Nebeneinander sitzen wir auf der rasenden Gartenbank und prosten der untergehenden Sonne mit einem „Schweppes“ zu, wobei sich – zumindest in mein Glas – ab und zu ein Schluck Gin verirrt.

Jeder von uns wünscht sich dann, es möge so friedlich weitergehen.

Ist die Sonne dann untergegangen, wird es rasend schnell dunkel. Zeit für mich, das Abendessen vorzubereiten und für Peter, die Nachrichten des Tages abzuholen.

Es macht uns große Freude, Nachrichten von Euch und aus der Heimat zu erhalten und zu sehen, dass so viele an uns denken und unsere Reise mit verfolgen. Wir sind ganz glücklich, dass die Satellitenkommunikation so gut klappt, fühlen uns nicht alleine gelassen und irgendwie sicherer, weil doch etliche Augenpaare unseren Weg über SatPro mit verfolgen.

Nach dem Abendessen darf Peter sich hinlegen, während ich den Tagesabwasch mache und die Navigation von Tag auf Nacht umstelle. Um 23.00h wird er geweckt und ich darf in die Koje.

Bisher haben wir G.s.D. weder große, schreckliche Highlights, noch überaus tolle erlebt.

Erwähnenswert scheinen mir jedoch ein paar Begebenheiten.



Angel(miss)erfolge: 1.-4. April

Ab und zu plagt uns der Ehrgeiz des Anglers. Sieben Tage bereits auf dem Atlantik und nicht einmal war uns Petri Heil vergönnt.

Am 1. April ist es soweit: Ein drei Meter langer Segelfisch hat sich im Haken unseres Seemannsgarns verbissen. Wir müssen aus Leibeskräften kurbeln, um ihn an die PIA heranzuziehen. Bereitstehend mit Gaff und Alkohol, um ihm einen schnellen Tod zu bereiten, schauen wir in sein trauriges, tränendes Auge. Wir können nicht anders: wir schneiden ihn vom Haken, schenken ihm die Freiheit und entlassen ihn in den schönen Apriltag…

Und das Tollste an der Geschichte ist: Alle sind auf unseren Scherz hereingefallen, bis auf Philipp, der gleich eine Menge Seemannsgarn und eine kräftige Prise April-Luft witterte…



Unverdrossen starten wir vier weitere Angelversuche. Die freudige Erwartung, wenn es an der Angelleine kräftig ruckt und sie – bis zum Zerreißen gespannt – tickernd ausrauscht, dann, nach dem nächsten Ruck den Angelkopf – spannungslos - zurückschnellen lässt, um dann erneut rasend abzuspulen, wird beim Herankurbeln des vermeintlich fetten Bratens jedes Mal enttäuscht. Das niederschmetternde Fazit unserer Bemühungen: Zwei große, geangelte Tangbüschel, die aber wenigstens den Köder nicht abrissen, zwei abgebissene Köder, davon sogar einer mit Stahlvorlauf. Für den Gegenwert hätten wir im „Allende“ in Las Palmas vier delikate Fischteller bekommen, auf den Capverden sogar sieben.

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Petri Pech! Vergebliche Liebesmühen…





Bergfest: 3./4. April

Der Karfreitag hat noch drei Minuten, um sich zu verabschieden. Auf dem GPS werden gleich die Koordinaten 14° 40’N und 43° 11’W erscheinen.

Nach 7 ½ Tagen haben wir exakt die Hälfte der Strecke zurückgelegt. Es ist eine herrliche, sternenklare Vollmondnacht, in der wir uns eigentlich ein Schlückchen Sekt genehmigen könnten. Aber wir trauen uns nicht, da Alkohol die Aufmerksamkeit in der Nacht wohl herabsetzen würde. Wir verschieben das Zuprosten auf den nächsten Morgen.

Als ich morgens aus der Koje klettere, finde ich Peter bereits auf der rasenden Gartenbank, um die PIA von Hand zu steuern. Hohe Wellen und 7 Windstärken machen der automatischen Windsteuerung Probleme. Die PIA saust zwar wieder mit 15kn (in Surfs mehr) durchs Wasser aber der Kurs ist heikel und die PIA surft – der Welle folgend – in schwungvollen Bögen.

Noch vor dem Frühstück verkleinern wir die Segelfläche, um dann immer noch mit 7-9kn aber wesentlich ruhiger durchs Wasser zu gleiten. Der Sekt bleibt wieder einmal unangetastet im Kühlschrank.



Begegnungen: 4.April

Selten hört man von Atlantikseglern, dass sie bei der Überquerung einem Schiff begegnet seien. Wir hatten heute sogar zwei Begegnungen.

Die erste, ein Gefahrengutfrachter mit dem Namen „Delta Harmony“ kreuzt vor uns im Abstand von etwa 3sm.

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Auf Kuschelkurs in endloser Weite???

Die zweite, ein quietschgelbes, französisches Stahlschiff, mit Familien-Besatzung (Eltern, zwei Kinder)schwankt zunächst weit vor uns in den Wellen. Mal scheint das Schiff bis zur Segelspitze im Wellental versinken zu wollen, mal sieht es so aus, als wolle der Wellenberg es auf seiner Spitze eine Zeitlang balancieren. Beim Überholen rufen und winken wir uns fröhlich einander zu.

Zu denken gibt uns allerdings, dass unser Radar dieses Stahlschiff nicht erkannt hat…



Ostersonntag: 5.April



Frühstück

Karibikhasen

Osterhasen mit vorzeitiger, starker Karibikbräune,

Ostereier in Camouflage,

Milkahäschen aus der Oberbergener Straße… und



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Balanceakt mit Ei

Mittwoch, 1. April 2015

20150401 Die Klage des Windes

Man hat’s nicht leicht, als himmlisches Element! Niemals kann man es allen recht machen!

Wehe ich zu schwach, lamentiert die Lobby regenerativer Energiegewinnung, die – in aller Bescheidenheit gesagt – gehörig von mir profitiert; wehe ich zu stark, beklagt man sich über entwurzelte Bäume, davongeflogene Dächer, zerstörte Autos, geknickte Masten…

Ganz besonders heikel sind die Segler. Zaudernd und hadernd schauen sie wochenlang in die Wetterberichte, Wellenhöhen-Vorhersagen, grübeln über die Zugrichtung der Hochs und Tiefs und welche diesbezügliche Störung sie bei der Atlantikpassage erwischen könnte.

Haben sie’s dann endlich geschafft sich los zu reißen, soll ich – bitte sehr – aus der perfekten Richtung und mit angemessener Stärke für die jeweilige Besegelung und das angepeilte Ziel wehen.

Mit Regattaseglern habe ich indes meine wahre Freude: Ich spiele mit ihnen und lasse sie meine Launen mit ständigen Segelwechseln parieren. Ein Hochgenuss für mich, diese durchtrainierten Kerle schwitzen zu sehen, und obendrein ein interessantes – wenngleich manchmal nicht ganz faires - Kräftemessen.

Anspruchsvoll und fordernd indes sind diese Grauen Panther: Meist als Paar unterwegs, weit jenseits des Alters, in dem der Mensch vor Kraft strotzt, treten sie eine Segelreise über den Atlantik an.

Wochenlang (manche sogar monatelang!!!) machen sie sich Gedanken über die geeignete Besegelung. Für alle Eventualitäten sind sie ausgerüstet – wie Regatta-Segler!!! – aber in Wirklichkeit wollen sie die Segel gar nicht wechseln. Sie gehen selbstredend davon aus, dass ich mich in Stärke und Richtung ihrer Segelwahl und dem angepeilten Ziel anpasse.

Nehmen wir als Beispiel den Catamaran PIA. Seine Besatzung - zwei Vertreter letztgenannter Spezies - hat sich getraut. Die Beiden wünschen sich bis kurz vor den Capverden meine Nord-Ost-Variante und von dort aus den Passat, d.h. die reine Ostwind-Variante, die ihr Schiff (mit Passatbesegelung) flott und komfortabel (d.h. Windstärke 5 – 6 und gemäßigten Wellen) in die Karibik pusten soll.

Ich erfülle ihren Wunsch, sie sind berauscht von der Geschwindigkeit und… ? Was machen sie…? Sie biegen ab auf die Capverden.

Nach acht Tagen Pause dort, erwarten sie - selbstredend – die Fortsetzung des Programms.

Einen Tag lang lasse ich sie davon rauschen, glaube aber, dass ihnen ein wenig Entschleunigung gut täte. Ich drossele also mein Tempo und ändere auch ein wenig die Richtung (was ihnen so gar nicht gefällt) und kann beobachten, wie sie ständig auf das Log schielen, das die Fahrt durchs Wasser anzeigt sowie die voraus berechnete Ankunftszeit auf Guadeloupe.

Die Skipperin verdreht die Augen, wenn sie 2,9kn, oder max. 3,9kn (d.h. 5,3 km/Std. oder 7,2km/Std) abliest mit der voraussichtlichen Ankunftszeit in 15 oder 16 Tagen. Verwöhnt von den großen Etmalen der ersten Etappe, wird sie ganz ungeduldig.

Der Skipper zuppelt an den Schoten, verstellt die Spi-Bäume, fällt 30°ab - was natürlich mehr Tempo bringt aber auch die PIA vom richtigen Kurs – um sie dann später - mit geänderter Segelstellung langsam wieder auf Kurs zu bringen.

Mir scheint, ich muss ein wenig Nachsicht üben.

Sie sind einfach unerfahren was diese langen Distanzen betrifft, viel zu hektisch, zielorientiert und haben die Schönheit der Langsamkeit immer noch nicht entdeckt.

Daher werde ich Ihnen diese –mich ein wenig kränkende – Undankbarkeit gegenüber meinem absolut wohlwollenden, moderaten Verhalten verzeihen.

Mögen sie wohlbehalten und entspannt auf Guadeloupe ankommen!

20150327 Zwischenstopp auf den Capverden

Seit Donnerstagmorgen (19.03.’15) haben wir wieder (nicht ganz) festen Boden unter den Füßen. Nur 500m von der Marina entfernt, hat unser Anker sich in den Sandboden eingegraben.

Frank und Brigitte winken uns von der Obelix fröhlich zu und um 9.00h gibt’s den Begrüßungsschluck.



Krabbenfischer-Pia

Taxiboot kreuzt Obelix

Floating Bar Mindelo

Über die Bugspitze schauend leuchtet uns Mindelos Uferpromenade mit ihrer freundlichen, pastellfarbenen Bebauung entgegen. Der Blick nach hinten schweift zwar über herrlich türkisfarbenes Wasser, offenbart aber - mit den darauf schwimmenden, von Rost zerfressenen Frachtschiffen – eher trübe Aussichten, was Frank (auch im Hinblick auf die bevorstehenden Reparaturaufgaben) spöttisch kommentiert: „Ja, guckt Euch nur mal um! Das wird dann wohl unsere Heimat für die nächsten zwei bis drei Monate sein.“



Rostlaube auf ewiger Reede vor Mindelo



Ein erster Erkundungsgang ins Städtchen zeigt uns schöne, im Kolonialstil erbaute Häuser, saubere Straßen und begrünte Plätze.



Vor dem Fischmarkt

Unser Lieblingsrestaurant La Pergola

Unser Lieblingsrestaurant La Pergola



Die Suche nach Ersatzteilen führt uns in Läden, die mit ihren Holzregalen und Ordnungssystemen an „Tante-Emma-Läden“ aus dem letzten Jahrhundert erinnern: handgemalte Pappschilder, die in elfenbeinfarbenen, zum Teil abgestoßenen Regalen und Vitrinen auf deren Inhalt hinweisen.

Hinter der Theke swingen hoch gewachsene, schlanke, dunkelhäutige Angestellte in Capverdischer Gelassenheit zum Kunden hin und zurück ins Lager, um nach geraumer Zeit das Gewünschte auf die Theke zu legen (oder auch nicht).

In den Straßen sitzen Frauen, die Kiosk-Artikel, Gemüse oder Ziegenkäse anbieten.

Jugendliche versuchen, selbstgeknüpfte Armbänder an den „Mann“ zu bringen und haben bei Peter gleich Erfolg. Die maßgeknüpfte Capverdische Devise „No Stress“ ziert nun auch sein Handgelenk.

Im Touristenbüro vereinbaren wir für den Samstagabend eine geführte Tour „Mindelo by Night“ und freuen uns schon sehr auf die Musikszene, die immer am Wochenende, speziell am Samstag, ganz Mindelo in die Straßen lockt.

Aber es kommt mal wieder anders als gedacht. Ob unser junges, hübsches Touristenführerpaar glaubte, diesen “ Friflüs“ (Friedhofsflüchtlinge)einen Zug durch die Gemeinde nicht mehr zumuten zu können, oder hatten wir da generell etwas falsch verstanden?

Jedenfalls werden wir für 45€/Pers. in einem VW-Bus (mit Fahrer!)an vier Aussichtspunkte gebracht, die in rabenschwarzer Nacht einen grandiosen Ausblick auf die rabenschwarze Ankerbucht bieten und anschließend in einem Restaurant, das locker von vier Reisebussen gleichzeitig hätte aufgesucht werden können, zu Tisch gebeten. Na toll!

Nach dieser Erfahrung buchen wir keine „Zwei Tage-Zwei Inseln“-Tour, sondern erwandern Mindelo auf Schusters Rappen. Es gibt nicht nur hübsch angelegte Plätze und gut restaurierte Häuser aus der Kolonialzeit, es gibt auch die andere Seite. Jenseits des gepflegten Stadtteils haust ein Teil der Bevölkerung in Slums, die Arbeitslosenquote liegt offiziell bei 21%, die Dunkelziffer sagt eher 50%, bettelnde Kinder fallen uns nicht auf, aber alte Männer, die bei den Touristen gerne die Hand aufhalten.

Spricht man mit jungen Erwachsenen oder Studenten, so findet man sehr unterschiedliche Aussagen. Alle sind unisono der Meinung, dass die schulische und Universitätsausbildung sehr gut sei aber für die Absolventen keine geeigneten Stellen zur Verfügung stehen. So möchte der eine Teil der gut Ausgebildeten lieber heute als morgen ins Ausland, der patriotische Teil hofft indes auf eine gute Stelle in der Tourismusbranche, die auf einigen Inseln inzwischen zu boomen beginnt.



Drei Tage sollten ausreichen, um sich von den „Strapazen“ der ersten Etappe zu erholen. Es wartet ja wieder eine Menge Arbeit auf uns. Frank und Brigitte haben als Wichtigstes die Reparatur des Bugstrahlruders und das Finden einer Alternative für ihr Twisselrigg auf der Liste, wir den Wassermacher, den wir bisher ja nur als unnützen Ballast umher schippern. Dass das vorerst wohl auch so bleiben soll, müssen wir nach 4Tagen vergeblicher Schufterei frustriert feststellen.



Sorgenkind Wassermacher



Effektive Hilfe und Aufmunterung kommt in solchen Situationen immer von unseren Freund Frank, dem gallischen Konglomerat aus Obelix und Asterix. Rein äußerlich ein bisschen Obelix aber innerlich ganz und gar Asterix: listig, lösungsorientiert, schnell und effektiv. Immer einen, zur Situation passenden, flotten Spruch auf den Lippen, kümmert er sich rührend um seinen Idefix (Synonym: Peter)und ist sofort zur Stelle, wenn es heißt „Probleme lösen“. Wie einem Gourmet das Wasser im Munde zusammenläuft beim Anblick einer leckeren Speise, so löst ein technisches Problem eine solche Reaktion bei Frank aus. Und findet er nicht gleich die Lösung, dann aber meist im nächtlichen Traum. Vielleicht ist er gar ein verkappter Heinzelmann, der die Lösung produziert, während andere schlafen.



Unser Vertrauen in die Sicherheit am Ankerplatz wird am Sonntagabend stark erschüttert.

Brigitte hat sich hingelegt, weil ihre Gelenke schmerzen, Frank nimmt gerade im Vorschiff das Bugstrahlruder auseinander und die Obelix sieht von außen dunkel und unbewohnt aus. Plötzlich hören die beiden Stimmen und kurz darauf springt jemand aufs Boot. Frank stürzt ans Heck, erkennt einen hochgewachsenen, dunkelhäutigen, jungen Kerl und brüllt ihn an, sofort das Schiff zu verlassen. Der stammelt nur „Sorry, Sir“ taumelt rückwärts, fällt zwischen Heck und Beiboot fast ins Wasser und wird von seinen zu Hilfe eilenden Kameraden in ihr Taxi-Boot gezogen. Was war denn das?

Wollen wir das Ganze als harmlos betrachten, dann müssen wir Michael, unserem deutschen Nachbarn Glauben schenken, auf dessen Boot die potentiellen Diebe auch sprangen. Er erklärt uns, dass die Jungs sich lediglich im Boot geirrt hatten und eigentlich einen Norweger vom Schiff abholen wollten, dessen Dinghi im Hafen lag. Klingt ja alles plausibel aber ein kleines, ungutes Gefühl bleibt.

Für die letzten beiden Tage müssen wir in die Marina umziehen, da das leidige Thema Wasser diesen Schritt erforderlich macht. Bei dem starken Schwell ruckt und zerrt die PIA mit lautem Knarren und Quietschen an den Leinen, sodass wir kaum schlafen können und uns an den Ankerplatz zurücksehnen.

Brigitte und Frank gönnen sich noch eine ruhige Nacht am Ankerplatz und werden die Capverden erst am Samstag verlassen, uns zieht es am Freitag um 15.00h wieder auf den Atlantik.

Ciao Mindelo

Rückblick



Rückblickend wäre es sicherlich sehr schön gewesen, noch andere Inseln dieses Archipels kennengelernt zu haben, aber mit einer sechswöchigen Verschiebung unserer Abreise wäre es für die Karibik definitiv zu spät gewesen.

Donnerstag, 19. März 2015

20150318 Der 5. Tag auf See…

Hallo Mitfieberer!
Dorothee und Peter sind heil und augenscheinlich glücklich auf den Cap Verden angekommen.

Unversehrt und glücklich angekommen!?

Da sie - wahrscheinlich noch ohne Internet - in einer Bucht vor Anker liegen haben sie einen weiteren Beitrag per Satellitentelefon an die Daheimgebliebenen geschickt:

Ich liege in der Kuschelkoje. Es ist 1.00h nachts und ich kann nicht schlafen. Alles hört sich hier so anders an: Das Brausen des an- und abschwellenden Windes und die flitzend surrende Antriebswelle, deren Ton mit steigender Geschwindigkeit immer höher und lauter wird. Hinzu kommen ab und an die hohl tönenden Resonanzen der straff gespannten Wanten und Metallteile, wenn sie vom Wind in Schwingung versetzt werden.

Kommt eine größere Welle von hinten, schiebt sie sich grollend und gurgelnd unter das Heck der PIA, hebt sie von hinten behutsam an, um sie wenige Sekunden später – nach einem gewaltig rauschenden und tosenden Surf (mit bis zu 21,6kn Speed) wieder sanft an ihrer Rückseite hinab gleiten zu lassen.

Ein grandioses Schauspiel, wenn man es tagsüber beobachten kann. Hat man - wie ich in der Koje – nur das Gehör und den Sinn für die Befindlichkeit im Raum zur Verfügung, um solche Ereignisse einschätzen zu können, dann wirken sie nicht grandios, sondern eher bedrohlich.

Ein völlig anderes Geräusch - aus dem BB-Heck kommend - reißt mich später aus meinem unruhigen Dämmerschlaf: Ein hoher, fast kreischender Ton – wie von einer durchdrehenden Welle – der nur wenige Sekunden anhält, um dann mit einem dumpfen Ruck abzureißen. Augenblicklich bin ich hellwach und versuche zu analysieren, was das denn sein könnte. Ich wage noch nicht zu glauben, dass sich mit diesem Geräusch eventuell das Teil verabschiedet hat, das sich möglicherweise zwischen Ruderschaft und Rumpf eingeklemmt hatte.

Beim Wachwechsel schauen wir in den Motorraum und sind sehr geneigt, Wolframs Hypothese und meinen nächtlichen Überlegungen Glauben zu schenken, denn die Vibrationen des Ruderschaftes sind verschwunden und der Steuerautomat dreht ihn wieder geschmeidig nach rechts und links. G.s.D.!!!

Aber auch altbekannte Problemchen tauchen immer wieder auf…

Da unser Wassermacher ja immer noch nicht funktioniert, haben wir die Tanks mit jeweils 350l Wasser gefüllt und zusätzlich 100l Trinkwasser in Flaschen dabei. Das bedeutet für die angenommenen 20 Tage der Überfahrt pro Person und Tag: 17 Liter für Körperhygiene, Geschirrspülen und Toilettenspülung sowie 2,5 Liter Trinkwasser.

Ein tägliches Cleopatra-Bad ist damit nicht garantiert aber für eben dieses fehlt momentan ja auch noch die geeignete Wanne… ;) ;)

Akribisch notiere ich den täglichen Wasserverbrauch:

1. Tag: 75 Liter: Uiui! Haarwäsche muss gestrichen werden…
2. Tag: 27 Liter: Weiter so!
3. Tag: 14 Liter: Ob’s schon ein bisschen müffelt auf der PIA???
4. Tag: 190 Liter: Schock!!!

Ein Blick in die BB-Bilge erklärt das Drama: Dosenbier und Flaschenwasser sind wieder geflutet und durch ein kleines Loch in der Wasserleitung (unmittelbar hinter einer Rohrschelle) pieselt’s munter in den Raum…

Ein passender Leckstopfen verhindert zunächst mal weiteres Auslaufen.

Hätten wir zur kleinen Elektropumpe (Geburtstagsgeschenk von der OBELIX) gleich den passenden Schlauch besorgt, wäre das Auspumpen nun ein Kinderspiel. Ohne diesen muss das Trockenlegen des Sumpfes bis Mindelo warten.

Ein weiteres Rätsel tut sich auf. Als Peter – via Satellit – die mittägliche Airmail mit den Daten zu unserer „Befindlichkeit“ an unsere ARD weiterleiten möchte, passiert genau nichts. Wiederholte Versuche bringen ebenso wenig. Schlussendlich stecken 9 Mails in der Warteschleife.

Peter gibt die Daten per Satellitentelefon an Dieter weiter und kontaktiert ebenso den Provider unseres Mail-Accounts, um dort zu erfahren, dass es Probleme mit dem Server gibt. Wie lange?

We’ll wait and see. …wie das - nicht nur auf See – in puncto Kommunikation so üblich ist…

Und sollte es ab Mindelo wieder funktionieren, dann ist das alles, was ich gestern und heute schrieb:

Schnee von gestern…

Kurz vor den Cap Verden 1

Kurz vor den Cap Verden 2

Mittwoch, 18. März 2015

2ter Beitrag von kurz vor den Kap Verden

20150317 Telefon-Seelsorge Heibeck

Der vierte Tag auf See zieht mit einem strahlenden Morgen herauf: Sonne, blauer Himmel, gleichmäßige Wellen, aber…

Gestern, nach dem Abendessen hören wir ein paar dumpfe Schläge an den Rumpf mit kurz anhaltenden, schabenden Geräuschen. Wir denken nicht lange darüber nach und lehnen uns entspannt zurück.

Für den Freigänger, d.h. für den Nicht-Wache-Schiebenden, ist das Kuschelbett in der BB-Achterkoje hergerichtet.

Schon eine Weile vor dem ersehnten vierstündigen Kurzschlaf höre ich des Öfteren ein dumpf klackerndes Rumpeln aus dieser Richtung. Woher könnte das stammen? Wir schauen in den Motorraum, können zunächst nichts Auffälliges entdecken und entscheiden uns für „verschärftes“ Abwarten. So kann ich – während Peter Wache hat – selige vier Stunden Tiefschlaf genießen.

Als er mich weckt, um ins vorgewärmte Bett zu steigen, bemerken wir sehr deutlich die Vibrationen BB-Achtern. Wir schauen wieder in den Motorraum, legen das Ohr an den Ruderschaft und stellen fest, dass das Rumpeln immer dann zu hören und deutlich zu spüren ist, wenn der Ruderschaft in Richtung Schiffsmitte gezogen wird.

Beim Frühstück überlegen wir, was die Ursache sein könnte. Ist das Ruderlager beschädigt oder haben wir uns lediglich eine Leine eingefangen? Letzteres wäre nur bei einem Tauchgang zu erkennen aber bei 10 bis manchmal 15kn Fahrt durchs Wasser und mehr als 2m hohen Wellen ist das utopisch.

Via Satellitentelefon kontaktieren wir die Telefon-Seelsorge Wolfram Heibeck. Er beruhigt uns, indem er davon ausgeht, dass das Ruderlager mit 80%iger Wahrscheinlichkeit nicht defekt ist und wir lediglich etwas eingefangen haben, das sich in den schmalen Spalt zwischen Rumpf und Ruderschaft gesetzt hat. Nur tausende von Meilen sollte man damit nicht weitersegeln.

Das neue und gleichzeitig ursprüngliche Ziel heißt also: Capverden.

Auf zum Reparatur-Joint-Venture mit der OBELIX nach Mindelo auf der CV-Insel Sao Vicente.

Sonnenuntergang N 19 Grad 32 Min.  W 23 Grad 18 Min.

Montag, 16. März 2015

Mitten auf dem Atlantik

An alle Mitfibernden hier ein Beitrag von "Mitten auf dem Atlantik" per Satellitentelefon geschicht:

Blau, Blau, blau… soweit das Auge reicht.

Mitten auf dem Atlantik ;)

Seit Samstag, den 14.03.2015, 10.30h sind wir unterwegs. Und wie fühlt es sich an? Ich würde sagen: Mit dem Start beginnen wir, uns einzufühlen in den starken Wind, die 2,5m hohen Wellen, die nicht gleichmäßig aus einer Richtung kommen, das Verhalten der PIA in dieser See und nicht zuletzt in die Befindlichkeit des Magens. Behält er alles, was ihm zur Weiterleitung geschickt wurde oder versucht er die Retoure?

Heute, nach zwei Tagen auf See, ist alles im grünen Bereich. Zwei Nächte haben gezeigt, dass wir mit der Wacheinteilung zurecht kommen (Peter von 23.00h – 3.00h und ich von 3.00h – 7.00h) und so haben wir nur einen Wunsch, nämlich den, dass es so weitergehen möge.

Ein Stück harter Arbeit wartet gestern auf uns mit dem Einsetzen der Spinnakerbäume. Der Schäkel, der die (an Stb) aufeinandergelegten Segel zusammenhält, zeigt sich sehr widerspenstig beim Öffnen, der Ring am Mast erweist sich als zu klein, um beide Spinnakerbäume darin einhängen zu können und das Anbringen von 2 x 4 Leinen, die die Spi-Bäume in der richtigen Position halten sollen als knifflige Denksportaufgabe. Wenn Toppnant, Vor- und Achterholer sowie die Schot sich nicht bekneifen oder aneinander scheuern und in der richtigen Position frei laufen sollen, dann greift manchmal die definitiv nicht Ingenieur-mäßige Formel: Probieren geht über Studieren.

Nach zwei Stunden hat das Probieren ein Ende. Die Passatsegel stehen prächtig und wir haben uns einen ausgedehnten Mittagsschlaf redlich verdient.

Leider hören wir abends über unsere ARD, dass die OBELIX die Cap Verden anlaufen muss, da das Twisselsegel gerissen ist.

Bedeutet das auch für uns Stopp auf den Cap Verden?

Freitag, 13. März 2015

20150308 Langsam wird's ernst

Peter hat Geburtstag. Den wollten wir im vergangenen Jahr bereits in der Karibik feiern aber erstens kommt es zweitens anders als man drittens denkt.
Und der stetige Refrain lautet: Nichts ist so schlecht, als dass es….

So beginnen wir den heutigen Tag mit einem Sektfrühstück auf der PIA.

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Unsere Gäste, Brigitte und Frank, die uns in den Wochen voller Pleiten, Pech und Pannen immer mit moralischer Unterstützung, „Rat“ und vor allen Dingen „Tat“ zur Seite standen, bringen Peter das perfekte, maßgeschneiderte Geschenk: Eine kleine 12V Wasserpumpe, die die (gestern Abend wieder mit Schrecken entdeckte) Wasseransammlung im BB-Rumpf trockenlegen soll. Dazu gibt es einen Gutschein über einen mobilen Bilge-Auspump-Service, den die Beiden auch noch für das Geburtstagskind übernehmen wollen.
Es wird - wie immer in der Vierer-Runde - ein geselliger, lustiger Vormittag.
So ein bisschen Trennungsstimmung liegt allerdings auch in der Luft. Eigentlich wollten die Beiden heute Morgen, nach dem Frühstück ablegen, um sich für zwei Tage in eine Ankerbucht zu legen und sich so auf die Schaukelei der nächsten Wochen einzustellen.
Aber bereits in der Nacht zum heutigen Sonntag bringen starke Windböen die Fender zum Quietschen und die Leinen zum Vibrieren. Sie warten noch einen Tag, legen am Montag ab

Bis in drei Wochen?

und kehren am Abend wieder zurück an ihren alten Liegeplatz uns gegenüber, da man sie aus der Ankerbucht vertrieben hat. Gegen Wind und Wellen mussten sie zurückstampfen, haben aber herausgefunden, was an ihrem Twisselrigg verbessert werden muss.

Auf beiden Schiffen herrscht emsige Betriebsamkeit. Auf der OBELIX wird am Twisselrigg herumgebastelt, bis das Aus- und Einrollen perfekt funktioniert, die Spibäume geschwind und elegant auseinander schwingen und sich ebenso wieder zusammenlegen, ohne auch nur ein winziges Stückchen Segel nicht eingerollt zu lassen.

ein eleganter Schmetterling...

Bei uns ist Murphy wohl inzwischen eingezogen, um es sich so rundum gemütlich zu machen. Es haben sich – wie könnte es anders sein - wieder ein paar Undichtigkeiten im Wasserleitungssystem aufgetan, die unbedingt behoben werden müssen. Außerdem muss das AIS, das wir per Express bestellten, noch eingebaut, der Wassermacher in Betrieb genommen, der Mast gereinigt,

Gardena Gartenspritze 21m über dem Boden im Einsatz

das Segel wieder angeschlagen und das Unterwasserschiff (samt Propeller) geschrubbt werden.

Professionelle Reinigung des Unterwasserschiffes

Diverse, zeitraubende Installationen und Probeläufe bezüglich Funk und Kommunikation werden hoffentlich das Ende der Vorbereitung auf die Atlantiküberquerung bedeuten.

Da gibt es allerdings eine inzwischen sehr zuverlässig funktionierende Einrichtung. Es ist unsere privatrechtliche ARD d.h. die A-tlantische R-elaisstation D-ieter. Sie wird via Stellit und Funk den Kontakt zwischen OBELIX und PIA koordinieren, so dass wir immer wissen, wo der jeweils andere sich gerade befindet.

Während die Männer sich um die Technik kümmern, besorgen Brigitte und ich alles, was dem leiblichen Wohlergehen (natürlich hauptsächlich der Kapitäne ;) ;) ;)) dient. Wir kaufen ein, verstauen, kochen vor, konservieren und frieren ein. Beim derzeitigen Füllungszustand aller Schapps hat keiner von uns die Chance, als Skelett in der Karibik anzukommen.
Der Donnerstag wird als Abfahrtstermin festgelegt. Brigitte und Frank sind termingerecht fertig. Wir nicht. Die Inbetriebnahme des Wassermachers ist wieder einmal gescheitert, hat einen ganzen Tag Zeit, Nerven und Kraft geraubt und verhindert, die notwendigen, anderen Arbeiten rechtzeitig zu erledigen.
Wir benötigen noch einen Tag, kÖNNTEN also am Freitag, dem 13. absegeln.
Aber bei mir lässt sich der frisch geborene Aberglaube nicht so leicht vom Tisch wischen.
Wir werden also erst am Samstag starten, schauen Brigitte und Frank beim Ablegen ein wenig neidisch und sehnsuchtsvoll hinterher und hoffen inständig, dass sich der Samstagmorgen ebenso herrlich, sonnig mit blauem Himmel und (für die ersten Meilen) moderaten Winden und Wellen zeigen wird.

Auf zu neuen Ufern...

Und Euch, liebe Leser, möchten wir bitten, ab sofort gaaaaanz fest die Daumen zu drücken, zunächst für die OBELIX und ab Samstag auch für die PIA mit ihrer Fracht.

Unter der Voraussetzung, dass es uns gut geht und alles klappt mit unserer hochkomplizierten Kommunikationstechnik, werdet Ihr an dieser Stelle eventuell ab und zu ein Lebenszeichen via Satellit aus den Weiten des Atlantiks bekommen.

Sonntag, 1. März 2015

20150218 Vier Tage mit Eli und Dieter

Seit unserer Ankunft hier auf Teneriffa herrscht Vorfreude auf den Besuch unserer vier Freunde aus Mannheim. So wie wir Lissabon im Sechserpack erlebten, wollen wir nun Teneriffa erobern.

Leider kommt es anders.

Da sich der Gesundheitszustand eines lieben Verwandten dramatisch verschlechtert hat, sagen Brigitte und Dieter ab. Natürlich haben wir Verständnis für ihr Handeln in dieser Situation aber dennoch sind wir ein bisschen traurig.
Wie lustig wären - in altbewährter Konstellation - unsere Fahrten im VW-Bus geworden!
Nur mit vier Personen besetzt, wirkt unser Mietwagen ziemlich spacy.
Dennoch ist die Freude groß, als wir Eli und Dieter vom Flughafen abholen können. Schon einmal waren sie in Sachen Ersatzteiltransport mit uns unterwegs. Auch diesmal haben sie keine Mühen und Fahrten gescheut, die gewünschten Ersatzteile zu besorgen und mitzubringen.
Es sieht ein bisschen aus wie „Weihnachten auf der PIA“: Pumpen, Pillen, Olivenöl, Salben, Verbindungsstücke, Dichtungen liegen auf dem Gabentisch… zur späteren „Verarbeitung“.
Der momentane Plan heißt: Teneriffa im Schnelldurchgang. Dreieinhalb Tage Zeit haben wir, um den Beiden einen kleinen Eindruck der Insel zu vermitteln.
Seit Tagen beobachten wir die Wetterentwicklung und müssen feststellen, dass das Wetter von Tag zu Tag schlechter werden soll. Wenig Sonne, viele Wolken und noch mehr Wind.
So beschließen wir, gleich am Donnerstag auf den Teide zu fahren. Wie im vergangenen Jahr - von La Laguna kommend - durch den „Bosque de Esperanza“, sind uns die herrlichen Ausblicke auf die Nordküste Teneriffas und den Teide in allerbester Erinnerung. Leider schwindet im „Wald der Hoffnung“ bald jegliches Fünkchen von Esperanza auf Sonne und schöne Aussicht.
Jeder Mirador präsentiert – statt des versprochenen Ausblicks – eine dichte Nebelwand. Es regnet und wird mit jedem Höhenmeter kälter. Am Straßenrand finden sich Schneereste. Wunderschöne, Ginster-ähnliche Sträucher präsentieren ihre langen peitschenförmigen Triebe in glasklaren Eishüllen.

Glasklare Eishüllen...

Eiskerze...

Erst zwischen 2200 und 2400m sind wir über den Wolken. Aber 2°C Außentemperatur und Windböen um die 60km/Std lassen das Aussteigen und Fotografieren zu einem Eichhörnchen-ähnlichen Hopp-On – Hopp-Off werden.

Brrrrr!!!

Wir sind froh, als wir im zumindest windgeschützten aber unbeheizten Parador – in Winterjacken gehüllt - eine warme Suppe löffeln können.

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Die Caldera...

Durch die grandiose Caldera geht’s weiter in Richtung des Örtchens Chirche, das uns mit Sonne, Mandelblüten und 19°C empfängt.

Mandelblüte in Chirche...

Es ist erst 17.00h. Die Zeit reicht also, um noch nach Masca zu fahren, dem schönsten Dorf Teneriffas, das ganz im NW der Insel, im wilden Teno-Gebirge liegt.
Gegen 18.00h winden wir uns die steilen Serpentinen zum Pass hoch. Plötzlich hören wir einen gewaltigen Schlag, der den VW-Bus rechts hinten trifft. Anhalten können wir erst auf der Passhöhe. Und was sehen wir? Die Felge hat einen V-förmigen Knick und der Reifen ist platt.

Weit unten im Tal liegt Masca

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Blick zur anderen Seite:
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Santiago del Teide
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Die Sonne neigt sich dem Meer zu, dunkle Wolkengebirge werden vom Sturm über die Berge gejagt, der Bus rüttelt und schüttelt sich in den Wahnsinnsböen. Dieter rangiert ihn eine einigermaßen stabile Position, um den Reifen im Windschatten wechseln zu können. Beim Öffnen der Heckklappe müssen wir befürchten, dass sie vom Wind abgerissen wird und die Ersatzteile heraus gefegt werden. Eli sitzt bei Eiseskälte klappernd und frierend im Bus, in der ständigen Furcht, der Bus könne durch eine dieser heftigen Böen vom mickrigen Wagenheber gedrückt werden.
Fotografieren geht nur in Schrittstellung gegen den Wind und mit fest umklammerter, (im wahrsten Sinne des Wortes) windgebeutelter Kamera.

Teamwork

Die gelösten Schrauben stecken wir in die Jackentaschen, um das Davonrollen zu verhindern.
Die Männer schaffen den Reifenwechsel mit dem letzten Büchsenlicht.
Peter ist – durch Pleiten, Pech und Pannen der letzten Wochen - offensichtlich durch nichts mehr zu erschüttern. Natürlich möchte er Masca noch sehen. Also winden wir uns unzählige, enge Serpentinen hinunter nach Masca, wo wir die exclusive Gebirgslage des Dorfes, dessen Ortsteile auf verschiedene Hügel verteilt sind, nur noch im anheimelnden Lichtschein der Laternen erahnen können.
Eine Küstenstraße gibt es im äußersten Nordwesten der Insel nicht. Das bedeutet, dass wir die Straße, auf der wir uns hinunter gewunden haben, auch wieder hinauf müssen. Aber diesmal geht alles gut. Zwei Stunden später sitzen wir in Los Abrigos beim Abendessen. Die Anspannung fällt ab und wir fallen – nach Rückkehr zur PIA – müde in die Betten.
Allen unseren zukünftigen Gästen sei an dieser Stelle einmal gesagt: „Wenn Ihr große Lust auf kleine Abenteuer habt, dann besucht uns einfach mal!“
Die nächsten beiden Tage verlaufen nicht ganz so spektakulär. Dafür haben wir immer mal wieder Sonne, relativ angenehme Temperaturen, können die wunderschöne, grüne Nordküste und den Schnee-glitzernden Teide von der anderen Seite bewundern

Blick auf die Nordküste bei Garachico

Aus dem Convent von Garachico

Nordansicht vom Teide

und am Samstag – statt einer Sightseeing-Tour in Santa Cruz – die „Pinata Chica“ erleben. Sie ist der offizielle Schlussstrich, der den Karneval mit Aufführungen, Straßenfesten und kleineren Umzügen verabschiedet und da sind natürlich alle Kirchen, Museen, offiziellen Gebäude und Geschäfte geschlossen.
Nebenbei bemerkt: Dieses Fest findet übrigens NACH dem Aschermittwoch statt, der auf den Kanaren eine ganz besondere Tradition hat. An diesem Tag wird hier die Beerdigung der Sardine gefeiert. Der in einer Sardine verkörperte Geist des Karnevals fährt in einer Kutsche durch die Straßen und geht schließlich – umgeben von einer untröstlichen, laut weinenden Witwer- und Witwenschar – in Flammen auf.

Eindrücke von Santa Cruz:

Der Mercado de nuestra Senora de Afrika...

Das Auditorio...

Der Stararchitekt Calatrava hat 100%ig meinen Geschmack getroffen. Ich kann mich garnicht satt daran sehen...

diese Linien!!!


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Die Cafeteria mit Meeresblick


Innenansichten


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edle menschliche Profile


...vor beeindruckenden Gebäudelinien...


Ausklang des Carnevals..

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Männer im TüTü...

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Ausfegen?


Viel zu schnell sind die schönen Tage mit Eli und Dieter wieder zu Ende. Am Sonntagnachmittag geht der Flieger in Richtung Heimat.

Los Abrigos

Das Abschiedsfoto...

Das nächste gesteckte Ziel für alle, auch für die beiden Daheimgebliebenen heißt nun:

KARIBIK IM SECHSERPACK

Samstag, 28. Februar 2015

20150217 Carneval in Santa Cruz de Tenerife

Mit offenem Mund bestaunen wir das Ergebnis der Monate-langen Vorbereitungen auf das größte Fest im Jahreskalender von Santa Cruz.
Zu Recht setzt man den „Corso“ dieser Stadt auf Platz 2
- nach Brasilien - der größten und schönsten Umzüge dieser Welt.
200.000 Zuschauer sind gekommen, um dieses Veranstaltungs-Highlight mit zu erleben.
7.500 Stühle säumen die Straßen für „den Platz in der ersten Reihe“.
Wir stehen leider in der 4. oder 5. Reihe und müssen es der Kamera am hochgereckten Arm überlassen, welchen Schnappschuss sie nimmt. Von den prunkvollen ersten drei Wagen erwischt sie hier den Zipfel eines Federbusches, dort ein paar filigrane Blütenblätter aus Tüll oder die glitzernden Schuppen eines vorgebeugten Drachenhalses.

Die Kristallprinzessin

Eine halbe Stunde und etliche Seitenwechsel dauert es, bis wir uns einen Platz erobert haben, der - durch geduldetes Vordrängen – das Fotografieren über die Stuhlreihe hinweg möglich macht.

...aus der dritten Reihe...

Der brasilianische Karnevalszug mag eventuell etwas dichter sein oder mehr Wagen aufzuweisen haben; aber was die Fantasie und die perfekte Gestaltung der prunkvollen Wagen und Kostüme betrifft, steht ihm der Corso von Santa Cruz de Tenerife sicherlich in nichts nach.
Wir haben den Eindruck, dass – abgesehen von Steinalten, Schwachen und Kranken - ganz Santa Cruz beteiligt ist. Ballett-, Rollschuh-,Turn-, Tanz-, Samba- und Seniorengruppen schwingen und tanzen zu den heißen Rhythmen der Trommler und Musikvereine durch die Straßen.
Das erste Drittel des Zuges wird angeführt von der Karnevalsprinzessin, die in einem langen Auswahlverfahren der Art TNTM (Teneriffas next Top Model) auserkoren wurde, das zweite Drittel von der Kinderprinzessin und das letzte von der Prinzessin der Senioren.

Ein Federgewicht könnte Probleme mit einem solchen Kostüm bekommen...

Manche Kostüme wiegen bis zu 60kg, andere veranlassen ihre Trägerin, den behindernden Kopfputz abzusetzen, um den fast hüllenlosen Astralkörper in der beheizten Fahrerkabine des Zugfahrzeuges aufzuwärmen.

Nach dem Aufwärmen immer noch frierend...

...aber die Pflicht ruft...
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...Repräsentieren um jeden Preis...

Unte den Schutz des Drachens...

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Nach dem Tug geht das fröhliche Treiben in den Straßen weiter...

Aber das Schönste am ganzen Zug ist das, was wir am darauffolgenden Samstag beim Straßenkarneval wieder beobachten können: die unbändige Freude und Begeisterung, die von jedem einzelnen Kostümträger ausgeht…

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