Dienstag, 23. Mai 2017

20170502 Adios Kuba - Hello Bahamas

Die Beobachtung von Wind und Wetter sagt uns, dass Dienstag, der 2. Mai der geeignete Tag sein wird, um von Santiago de Cuba in Richtung Bahamas aufzubrechen.
Da die spärlich besiedelten Ragged Islands unsere erste Station in den Bahamas sein werden und die nächste Verproviantierungsmöglichkeit wohl frühestens in einer Woche gegeben sein wird, lassen wir uns von einem Taxifahrer – zielgerichtet - zum Einkaufen noch einmal in die Stadt bringen. Nur wenig mehr als eine Stunde benötigen wir, um mit reichlich Gemüse, Obst, Milchpulver und Eiern wieder an Bord zu sein.

Dann geht’s los. Am frühen Nachmittag legen wir ab. Mit Groß und Genua segeln wir – bei leichtem Wind – an Kubas Küste entlang und passieren um Mitternacht Guantanamo.

Ab 7.00h morgens (Punta de Quemado) haben wir sehr sehr wenig Wind aber den genau auf der Nase, d.h. Groß und Genua festzurren und den Dieselwind einschalten.

Punta Quemada querab

Um 11.00h knacken wir die Südostspitze Kubas „Punta Maisí“, um von dort aus die Bahamas anzusteuern.
Spannend wird’s nochmal eine Stunde später, als wir den Funkverkehr zwischen zwei Schiffen hören. Es ist die Rede von einem Unfall, von Kabeln und der Gefahr für ein kleines Schiff, das sich von Punta Maisí in Richtung Nord-Westen bewegt. Damit können nur wir gemeint sein. Das AIS weist die anderen beiden als Kabelleger und Supplier aus. Peter funkt den Kabelleger mehrfach an, wird offensichtlich verstanden und man versucht uns zu antworten. Nach dem Aufruf „PIA“ jedoch bricht der Funkkontakt jedes Mal ab. Offensichtlich versucht die Challenger daraufhin einen kubanischen Hafenmeister zu erreichen, der uns warnen soll. Nichts passiert. Wir lauschen angespannt und nehmen ein wenig Fahrt aus dem Schiff. Nach einer 3/4 Stunde endlich gelingt es dem Kabelleger „Challenger“ uns zu erreichen. Er bittet uns in gebrochenem Englisch mit stark russischem Akzent, die beiden Schiffe im Abstand von 8sm zu umfahren. So nehmen wir ein letztes Mal Kurs auf die Küste Kubas, um dann endgültig das neue Ziel, die Bahamas anzusteuern.

Ragged Islands…
Die „zerlumpten Inseln“ kommen am nächsten Morgen um 11.00h in Sicht. Wie ein Band, das jemand zerfetzt hat, um die Lumpenstückchen wieder bogenförmig ins Meer zu schmeißen, sieht diese Inselkette aus. Alle Inseln sind von sehr, sehr flachem Wasser umgeben, was sie aus der Vogelperspektive (bei Sonnenschein!!!)wie dunkle Lumpenfetzen in weitem Türkis erscheinen lässt, dem Skipper und seiner Steuerfrau beim Manövrieren aber volle Konzentration und „Augapfel-Navigation“ abverlangt, um nicht aufzulaufen.

Ragged Island...


Türkis...

Angekommen im türkisfarbenen Meer....
...meine Lieblingsfarbe...soweit das Auge reicht...

Beim Passieren der ersten Bucht entdecken wir einen ankernden Segler. Wenig später werden wir angefunkt von der Kobold, Jens und Sandra aus Berlin, die uns über AIS erkannt haben und sich am nächsten Tag in unsere Ankerbucht, die Middle Pen Bay mit dem Lobsterhole-Point verholen werden.

Unser Anker fällt dort um 14.15h, genau 47Std. nach der Abfahrt von Santiago de Cuba.

Middle Pen Bay, Lobsterhole Point...

Die Hauptstadt der Ragged Islands, „Duncan Town“, die südlich von uns, jenseits eines riesigen Flachs liegt, fordert uns zum nächsten Abenteuer heraus. Wir wollen uns bei der Polizeistation melden, um nicht des wilden Ankerns oder unrechtmäßigen Betretens einer Insel bezichtigt werden zu können. (sind wir Kuba geschädigt, -geschult oder einfach nur pflichtbewusste Deutsche???)

Also rein ins Dinghi! Haben wir die Seekarte im Kopf? Na klar! Links vor uns das große Flach, rechts davon drei kleine Inseln, die wir umfahren müssen, danach muss die Einfahrt in den Dinghikanal betonnt sein. Ok.

...die dritte kleine Insel...
...Vertan, vertan, sprach der Hahn...
...es war erst die zweite kleine Insel, nach der wir abbogen

Wir biegen nach der vermeintlich dritten kleinen Insel ab und fahren in Richtung zweier Stecken, die wie eine Torbegrenzung aus dem Wasser ragen. Was haben wir gelernt? Oberstes Gebot beim Navigieren in den Bahamas: Augapfel- und Wasserfarben-Navigation. Sattes Türkis: ca.7-10m Wassertiefe, Leuchtendes Türkis: ca. 3-5m Wassertiefe, helles Türkis: ca.1.50m Wassertiefe, Türkis mit durchschimmerndem Beige: 0,5-1m, grünliches Beige und Sandfarbe: Achtung Propeller: Sandfassen!!!
Mit untrüglicher Zielgenauigkeit treffen wir den sandfarbenen Bereich zwischen den beiden „Torpfosten“. Aufgewühlter, wallender Sand um uns herum, zwei leicht wallende Gemüter, die bei dem jeweils Anderen die Schuld suchen: Hysterie bei mir oder überhöhte Fahrgeschwindigkeit eines Rot-Grünblinden? Egal wie: stochernd, paddelnd und intensiv nach Furten suchend, können wir uns wieder hinausmanövrieren. Toller Nebeneffekt: Durch die Sandspülung wird die Prostata des Außenborders geweitet. Er pinkelt wieder mit sattem Strahl!!!
Gerade haben wir genügend Wasser unter dem Außenborder, als ein Fischer im Schnellboot an uns vorbei rast. Der muss die Einfahrt in den Kanal kennen. Und so ist es.

Der Dinghi-Kanal

Wir düsen hinterher und landen in der Hauptstadt: „Wellcome in Duncan Town“ begrüßt man uns auf bröckelndem Rosa...

so...

Die Flagge zeigt: Wir sind auf den Bahamas

Nomen est Omen????
Nein, das sind keine Lumpenfetzchen, die hier hängen...
Es ist Dörrfisch!!!

20 Häuser, eine Bar, eine Kirche, ein Convenient-Shop, eine Polizeistation, 127 Einwohner. Der Polizist kommt just in dem Moment, als wir vor der Polizeistation ankommen. Superfreundliche Begrüßung, wir erklären unser Problem, das er als keines betrachtet, fotografiert unsere Reisepässe, die Bootspapiere, sagt uns, dass wir uns frei auf jeder Insel bewegen dürfen und in George Town einklarieren und das „Cruising-Permit“ kaufen sollen.


Wieder angekommen am Dinghisteg schenken uns die „rasenden Fischer“ noch zwei Red Snapper, die am Abend zu einem leckeren Fisch aus dem Ofen werden sollen.
Jens und Sandra kommen zum Kaffeetrinken zu uns und wir erzählen viel über die Erlebnisse des Segelns.

Um 18.00h haben die beiden älteren, amerikanischen Ehepaare, die in der Nachbarbucht ankern, zu einem „Potluck“ in die „Tiki-Bar“, dem einzigen Beitrags-freien Yachtclub der Karibik eingeladen.

Die Tiki-Bar...


Die geschenkten Fische zum Grillen, ein Mango-Chutney von Sandra und ein Bohnen-Mais-Paprika-Salat von mir sollen unsere Mitbringsel sein.
Leider macht Petrus einen Strich durch die Rechnung. Ab 18.00h lässt er ein wahres Getöse an Donner, Regen und Blitzen auf uns niederprasseln, so dass niemand mehr Lust hat, an den Strand zu fahren. Fazit: Potluck auf der PIA und ein sehr netter und angeregter Abend mit den beiden jungen Seglern.

Am nächsten Morgen verabschieden wir uns von den Amerikanern, die – in der Hoffnung, dass wir doch noch kommen – das Grillfeuer in Gang gehalten hatten, nehmen noch viele gute Tipps mit auf die Reise in den Norden und besichtigen die urige Tiki-Bar, die von Seglerhand geschaffen wurde mit Holztischen aus Baumstämmen und Hockern, Deko-Gegenständen wie Muscheln, Fischerbojen, Netzen und etlichen Holzbrettern, in die die Namen der Boote und ihrer Crew eingeritzt, gebrannt oder gemalt wurde.

Dann legen wir ab. Nach einer sonnenarmen, welligen und windigen Fahrt werfen wir gegen 18.00h den Anker vor Jamaika Cay. Einsam, wild, und schaukelig ist’s hier. Der Ankergrund wenig zuverlässig. Nur ein Fischerboot mit schauriger Neonbeleuchtung teilt sich mit uns diesen unwirtlichen Ankerplatz. Aber: alles wird gut.

Montag, der 8. 5.2017 Ein spannender Tag nimmt seinen Anfang. Heute wollen wir durch den Hog Cay Cut in die Inselgruppe der Exumas segeln. Die sogenannten „Cuts“ sind Durchlässe in der Inselkette, die Schiffen mit wenig Tiefgang erlauben, von der Exuma Bank im Westen der Inseln in den Exuma Sound im Osten (oder vice-versa) zu gelangen. Die eigentlichen Cuts sind sehr schmal und werden durch die reißende Strömung des ab- oder auflaufenden Wassers auch tief genug ausgespült, die Zufahrt zu ihnen ist jedoch breit und äußerst flach. Daher ist es unerlässlich – ab eines gewissen Tiefganges – den Cut bei Hochwasser zu durchfahren.

Anfahrt auf den CUT...

Der kommt langsam in Sicht...

Da wir heute noch unbedingt nach Georgetown wollen,d.h. nach dem Passieren des Cuts noch 15sm Richtung Nordwest an der Küste entlang, können wir das Hochwasser nicht abwarten, da wir ansonsten erst bei Dunkelheit ankommen würden. Das wäre tödlich für eine Ankerplatzsuche in diesen Flachwasser- und Korallenbereichen.

Also versuchen wir uns – mit einem Tiefgang von 1,30m - drei Stunden VOR Hochwasser durch zu schummeln mit - bereits bekanntem – Erfolg. Das Echolot sitzt unter dem linken Schwimmer, zeigt 1,60 cm Wassertiefe an und wir fahren langsam und locker durch das immer gelblicher werdende Wasser. Die Anzeige geht runter auf 1,30m, 1,20m, 1,10m. Dann macht die PIA einen Bückling. Wir stecken mit dem STB- Rumpf im Sand. Peter glaubt mit Vollgas „durchschieben“ zu können. Leider Fehlanzeige. Der STB-Rumpf bohrt sich weiter in den Sand, der BB-Rumpf schiebt auch nach rechts, wir stecken. Der Meeresboden, der eben noch klar zu erkennen war, sieht nun aus, wie brodelnde Sandsuppe. Nur durch abwechselndes Rückwärtsfahren mal mit der STB-Maschine, mal mit der BB-Maschine kann Peter die PIA aus dem Sand heraus manövrieren. Wie ein ungelenker Roboter – mal nach rechts, mal links drehend – wird hier nicht die Kuh vom Eis, sondern die PIA von der Sandbank gezogen.

Uff, das wäre geschafft… bis zum nächsten Bückling etwa 15min. später. Diesmal – um eine Erfahrung reicher – klappt das Manöver besser. Ich bleibe im Bugkorb, dirigiere Peter (mit Augapfel- und Farbnavigation ;) ;)) in abenteuerlich ausholenden Schlangenlinien und Spitzkehren durch das Flach und wir befinden uns wenig später im eigentlichen tiefen Cut mit enormer Gegenströmung.

Etwa eine Meile – nach der Durchfahrt - müssen wir noch sehr genau auf die Tiefe achten, dann haben wir’s geschafft… George Town, wir kommen!

Um 17.45h fällt der Anker vor Elizabeth Island. Diesen Ankerplatz küren wir zum Schönsten der bisher gesehenen…

Ist das nicht schön???

P1100871

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P1100891neu2

Untergegangen sind wir noch nicht,
<br />
nur ab und zu hinter einer Sandbank verschwunden...

Hallo Ihr alle!!!

Vier Tage leben wir in einem kleinen Paradies, das wir nur zum Einklarieren, Verproviantieren und zum Tanken verlassen…

…was allerdings schlappe zwei Tage und eine ziemliche Menge Geld kostet…

Wichtigster Einkauf: eine Simkarte der BTC, der Bahamian Telecommunication Company (deren hohe Sendetürme das Herz des Nachrichten-hungrigen Seglers höher schlagen lassen…)

Kaum eingelegt in das Tablet, dudelt’s und klingelt’s unablässig…26 neue Nachrichten…Fotos von Familie, Freunden und Enkeln…Wir schweben auf Wolke Nr. 7 in unserem kleinen Paradies...

Auf den Boden der Tatsachen werden wir geholt beim Betreten des Exuma Markets (Supermarkt). Es gibt so viele leckere Dinge, die wir seit Curacao nicht mehr hatten…

Augenzwinkernd könnte man sagen: Auf Kuba gibt es nichts zu kaufen, du hättest aber das Geld dazu, hier gibt es alles zu kaufen aber dir fehlt’s am nötigen Kleingeld.
Fazit: Beim Verlassen des Supermarktes ist der Einkaufswagen zwar voll, aber der Geldbeutel weist gähnende Leere auf.
Einen letzten Sundowner nehmen wir im Chat&Chill, einer urigen Hütte in herrlicher Strandlage, wo jeder Bootsfahrer, der einmal hier war, ein Souvenir hinterlassen kann: Altes T-Shirt, Kappe, zerschlissene Hose o.ä.

Chat & Chill...

Na, dann Prost...

Ein Hauscocktail, ein Bier: 22,-USD und mir entfährt ein erstauntes

„Was?“

Die Antwort des Barkeepers:

„Oh, Wellcome to the Bahamas, Mam!”


es wird wohl nicht der letzte Besuch hier gewesen sein...

Ciao Georgetown...

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