Montag, 24. April 2017

20170424 Havanna

Einen ersten Eindruck von Land, Leuten und dem Leben auf Kuba bekommen wir während unseres Drei-Tage-Trips nach Havanna.
Möchte man in kurzer Zeit viel von Kuba sehen, bucht man am besten beim offiziellen Anbieter eine All-Inclusive - Rundreise. Dabei sieht man sicherlich - auf angenehme und komfortable Weise – alles das, was sehenswert und repräsentabel ist, kann allerdings nicht ins wirkliche Leben auf Kuba eintauchen.
Kuba lässt sich natürlich auch individuell bereisen, jedoch nur dann, wenn man unendlich viel Zeit hat oder begeisterter, weit vorausschauender Planer oder aber Improvisationskünstler ist.
Das staatliche Reisebüro „Cubatur“ bietet vollklimatisierte Touristenbusse, die mehrere Tage im Voraus gebucht werden müssen und vermittelt keine Privatunterkünfte.
Die offiziellen Busse sind sehr günstig, unbequem, haben keine genau festgelegten Abfahrtszeiten und nehmen Fahrgäste nur dann mit, wenn auch noch ein Platz frei ist.
Es gibt eine einzige Bahnlinie, die den Westen mit dem Osten verbindet. Sie ist günstig, unendlich langsam und man hört von Pannen mit bis zu fünfstündigen Aufenthalten, mitten in der Pampa, bei sengender Hitze und ohne Verproviantierungsmöglichkeiten.
Eine dritte Reisemöglichkeit bieten die „Collectivos“, Großraum-Taxi-Veteranen, die acht Gäste – zusammengedrängt auf drei Sitzbänken – von A nach B befördern.
Und die vierte, wie man meinen möchte, komfortabelste Art zu reisen, ist die Fahrt mit einem Taxi. Stimmt, wenn man ein staatliches Taxi erwischt. Weit gefehlt aber, wenn man ein Privat-Taxi beauftragt. Davon gibt’s unendlich viele, da jeder Autobesitzer, dessen Gefährt noch irgendwie zusammenhält und rollt, seine Chauffeurdienste anbietet. Ob komfortabel oder Veteran: Taxifahrten auf Kuba lassen den Geldbeutel rapide magersüchtig werden.
Unsere Vorstellung, Kuba mit dem Mietwagen zu bereisen, scheitert daran, dass keine Mietwagen zur Verfügung stehen. Sie müssen lange Zeit im Voraus (s. akribische Planung!) gebucht werden und kosten im Schnitt auch 90 -100 CUC/Tag.
Da Segler sich im Allgemeinen mit dem Einhalten von Zeitplänen schwer tun, entscheiden wir uns für die „Ad hoc“ Variante. Wir erkunden Kuba per Taxi und Collectivo.
„Dario“, ein gut aussehenden Kubaner vor der Marina von Cienfuegos, vermittelt Privattaxis an besichtigungsfreudige Touristen. Er ist Spezialist für Kurztrips zu allen Destinationen Kubas und kennt viele private Taxifahrer, die wiederum die Inhaber etlicher „Casas Particulares“ kennen. Letztere werden von Privatpersonen betrieben, die meist in der eigenen Wohnung ein bis zwei Zimmer (für 30,- bis 35,- CUC) zu vermieten haben. Für 5,-CUC/Pers. gibt’s Frühstück, manchmal bietet das Haus auch Abendessen an.
Joel, unser freundlicher „Privater“ holt uns morgens mit seinem Kleinwagen ab. Das Auto: Optisch sauber und gepflegt, technisch: 3 Klassen unter TÜV-Niveau. Die Koffer passen in den Kofferraum, die Rucksäcke müssen wir zwischen den Beinen verstauen. Wim sitzt neben dem Fahrer, Peter, Trudi und ich quetschen uns auf der Rückbank zusammen.
Klimaanlage? Fehlanzeige. Es ist drückend heiß, die Seitenfenster – mit blauer Folie beklebt – lassen eine öde Landschaft im Einheitsgrau vorbeiziehen. Wir wollen ein Fenster herunterkurbeln. Von der Kurbel ist leider nur noch der Stumpf zu sehen. „Kein Problem“ tönt es jovial vom Fahrersitz. Joel reicht uns eine Zange nach hinten. Wohl doch ein Problem… denn die rutscht am abgeschliffenen Konus immer wieder ab. ;) ;)
Nach dreistündiger, die Bandscheiben stauchender Fahrt, können wir endlich wieder die Beine ausstrecken. Joel setzt uns – am Ende des Prachtboulevards – vor unserer Casa Particulara bei Fefita und Luis ab. Wir werden sehr herzlich begrüßt und bekommen ein paar Tipps für ein erstes Beschnuppern dieser facettenreichen Stadt.
Laut, pulsierend, voller Musik, Prachtboulevards und -bauten mit dem verblichenen Charme der fetten Jahre, daneben ärmlichste Wohnhöhlen, glänzende, topgepflegte Oldtimer neben Schrottkisten, kaum Fahrradrikschas, dafür aber Fiaker und gelbe Cocotaxis deren Fahrer die Touristen förmlich in IHR Gefährt hineindrücken wollen…

Prado, Paseo de Martí...
Der Prachtboulevard, an dessen Ende unsere Casa particulara liegt

Renovieren überfällig...

Schöner Patio...

Modern: das Iberostar Parque Central...

Blick von der Dachterrasse des Iberostar auf den "Paseo de Martí"..

Blick in die entgegengesetzte Richtung: auf das wunderschön restaurierte 
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"Havana Vieja"

Blick nach unten: zwischen Hotel und Parque Central...

Coco Taxis am Parque Central...
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...Rollende Cocosnüsse...

Am Parque Central, wo Fiaker, Cocotaxis und Oldtimer gleichermaßen um Kundschaft buhlen, lassen wir uns von einem Fiakerfahrer zu einer einstündigen Stadtrundfahrt überreden.

Fiaker in Warteposition...

Havanna im Schnelldurchgang, vorbei am - mit Touristen vollgestopften - "Floridita", einer kleinen Bar, in der Hemmingway seinen Daiquiri schlürfte,

Das "Floridita"...

mit einem Stopp im „Dos Hermanos“, einer Bar, die den „beiden Brüdern“ Fidel und Hemmingway gewidmet ist.

Die beiden "Brüder": Fidel und Hemmingway

...und ein Zwillingsbruder???

Am hellichten Tag gibt’s bereits den ersten „Mojito“, der uns zum Glück nicht sofort umhaut. Wir prosten unserem Kutscher zu, der mit einer „CUBA LIBRE“ anstößt und uns augenzwinkernd zu verstehen gibt, dass das wohl eine glasklare Lüge sei.

Im Nu haben sich fünf Musiker um uns versammelt, die flotten, fetzigen Salsa zu Gehör bringen. Herausragend, brillante Akzente setzend, präsentiert sich die Querflötistin. Natürlich kaufen wir eine CD in der festen Überzeugung, dass wir diese tolle Unterhaltung an Bord wiederholen können. Wir trauen unseren Ohren nicht, als wir – beim Abspielen der CD – gar keine Querflöte hören und nur die restliche Band mit Sulzigem in schlechter Tonqualität.
Ein zweites Mal werden wir noch hereinfallen, bis wir gelernt haben, dass man die angebotene CD der Straßenmusiker (die fast in jedem Lokal zur Essenszeit aufspielen) auch freundlich ablehnen kann und ein kleines Trinkgeld ebenso willkommen ist.

Havanna in zwei Tagen zu erkunden ist unmöglich, selbst der Ansatz dazu… sportlich. Wir tun, respektive erlaufen, was wir können. Über den Prado, (Prachtstraße) mit einem erhöhten Fußgängerboulevard in der Mitte, gesäumt von wunderschönen, alten Straßenlaternen, steinernen Löwen, Bänken und schattenspendenden Bäumen erreichen wir den Parque Central, den Zentralen Platz von Alt-Havanna, der umgeben ist von architektonischen Schönheiten diverser Stilrichtungen. Wundervoll verschnörkelte Fassaden aus Neobarock mit Jugendstilelementen am Gran Teatro, Neoklassizismus am Hotel Inglaterra (die älteste Herberge Kubas) daneben das moderne Iberostar Nobelhotel, von dessen Dachterrasse aus man einen grandiosen Blick über Havannas Dächer (oder unaufgeräumte, Rumpelkammer-Flachdächer) hat.
Über allem aber erhebt sich der Protzbau des Capitolio National (eine Replik des Washingtoner Capitols) und – wie man sagt - mit seiner 62,..?m hohen, säulenumkränzten Kuppel einige Zentimeter höher ist als der Washingtoner Regierungssitz.
Viel interessanter geht’s in den kleinen Gassen von Alt-Havanna zu.

Typische Seitenstraße...

Jede Menge Straßencafes...

1703cu43

Palaver von Balkon zu Balkon, flatternde Wäsche an Balkongeländern, ein Pappschild (mit Rasierpinsel) an einer offenen, nur noch in der unteren Angel hängenden Tür mit dem Hinweis, dass es weiter hinten einen Barbero gibt. Fußballspielende Kinder, die den Ball geschickt um gerade auslaufendes Abwasser dribbeln, alte Frauen, die sich ein kleines Taschengeld verdienen wollen, indem sie den vorbeischlendernden Touristen Kaffee aus einer Thermokanne anbieten, dunkle Wohn- und Arbeitshöhlen, in denen - auf lehmgestampftem Boden - ein großes Bett steht, das belegt ist von der fern-sehenden Familie, daneben alle Utensilien für die Arbeit eines Schmiedes.

Meist im ersten Stock angesiedelt: die „Paladares“, kleine Privatrestaurants, deren Küche dem Können der Hausfrau oder ihres Göttergatten entspricht. In der Regel gibt es Essbares zu günstigen Preisen, selten findet man richtig gute Küche.
Auch Straßenfeger/-innen gibt hier noch zuhauf. Selbst schlecht gepflasterte und mit Stolperfallen übersäte Gassen machen in ihrer allgegenwärtigen Verfallenheit und Armut keinen schmutzigen Eindruck.
Wir lernen, dass man auf Kuba (hoffentlich bleibt das mit ansteigendem Tourismus so) als Tourist – völlig unbekümmert und unbehelligt – durch Viertel schlendern kann, die man in einer europäischen Großstadt niemals betreten würde.

Die wunderschöne Plaza de la Catedral lädt zum Verweilen ein. Die Kathedrale selber ist nicht zu besichtigen aber vom Restaurant „El Patio“ mit seinem prachtvollen Loggien-Innenhof hat man einen tollen Blick auf die, den Platz umgebenden, mit Arkaden geschmückten Kolonialbauten.

Die barocke "Catedral de la Habana"

an der Plaza de la Catedral...

..an der Plaza de la Catedral...

In einer kleinen Seitenstraße finden wir den empfohlenen, äußerst gemütlich eingerichteten „Paladar“ der „Dona Eutimia“, in dem es sowohl gutes Essen als auch (zu unserem großen Erstaunen) eine kleine Weinkarte gibt.

Ein "Paladar Dona Eutimia"

die "Gute Stube"...

"La Bodega del Medio"...
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...gleich um die Ecke: eine von Hemmingways Lieblingskneipen, in der sich die Touristen mit Kritzeleien an der Wand verewigen...


Den Absacker nehmen wir in Sloppy Joe’s Bar. Deckenhohe, dunkle, glänzende Regale mit allen erdenklichen Rumsorten gefüllt, daneben hochprozentige ausländische Raritäten, ein Humidor, in dem hinter der Glasscheibe diverse Cohibas auf ihren Raucher warten, eine stilechte Glastheke, die kleine Snacks präsentiert, dezenter Salsa im Hintergrund und tausende von Fotos mit Widmungen der Persönlichkeiten, die Sloppy Joe’s Bar beehrten, erinnern an die 1920er-Jahre, in denen Havanna für Tausende von Amerikanern DAS Vergnügungsparadies war.
Am 8. März, Peters Geburtstag, müssen wir uns von Wim und Trudi verabschieden. Gemeinsam schauen wir uns noch das Museo de la Revolucion an.

 - ohne Worte -

...der Innenhof des Museums...

Prachtvoll...

Es ist im einstigen Präsidentenpalast, dem gewaltigen Prachtbau der Batista-Regierung untergebracht und zeigt die Geschichte Kubas, vor allem aber die der kubanischen Revolution.
Waffen und persönliche Gegenstände der Guerrilleros füllen die Schaukästen, darunter das blutgetränkte Hemd Che Guevaras . Letzterer und Camilo Cienfuegos springen schließlich – lebensgroß - aus einem Dickicht hervor….beide aus Wachs…

Das Taxi für Wim und Trudi ist da. Sie werden zum Flughafen von Varadero, ca. 100km östlich von Havanna, gebracht und wir versuchen mit dem Touristenbus in die Marina Hemmingway zu gelangen. Auf der „Plaza de la Revolucion“ bekommen wir keinen Anschluss mehr und müssen – unweigerlich – in praller Sonne stehend - diesen Riesenplatz (für 1,5 Mill. Menschen) betrachten. Die allgegenwärtige, kubanische Heldenverehrung hier als Gigantismus. Nationalheld José Marti in der Mitte des Platzes als riesiges Memorial. Dahinter ein gewaltiger (105m) Obelisk, in dem das Leben und Wirken des kubanischen Dichters, Juristen und Unabhängigkeitskämpfers erklärt wird und an der Fassade der gegenüber liegenden Ministerien die stilisierten Konterfeis Che Guevaras und Fidel Castros mit dem Revolutionsmotto: „Hasta la victoria siempre“…

"Che"....allgegenwärtig


Das reicht für heute. Vom Taxi lassen wir uns in das „Hotel National de Cuba“ bringen.

Das "Hotel National"

sympathischer Fahrer, schönes Taxi...


Auch hier nagt der Zahn der Zeit am - einst von gediegenem Kolonialdesign umschmeichelten - Hotel, in dem die Großen der Revolution gewohnt haben und ihre Versammlungen abhielten. Auf der großzügigen Terrasse mit Meerblick schlürfen wir – wie einst Che und Fidel es taten - einen leckeren Mojito…

Das Highlight des Tages ist der Besuch des „Cabaret Tropicana“. Unsere Pensionswirtin hat Karten für uns reservieren lassen und das Taxi setzt uns 90min. vor Beginn der Show ab. Die große, runde Freilichtbühne liegt – abgesenkt – in einer Art tropischen Dschungels und wir sitzen buchstäblich mit der Nase dran. Ein Feuerwerk an Rhythmus, Musik, Tanz und Akrobatik explodiert förmlich auf der großen Bühne, während auf höher gelegenen Seitenpodesten einzelne Tänzer ihre Performance darbieten. Man kann sich nicht auf eine Blickrichtung festlegen…Bis zu 50 Fußpaare, die sich absolut gleichzeitig vom Boden lösen und ihn wieder berühren, hochfliegende Beine und Rüschenröcke, die die unglaublich wohlgeformten Körper und Beine der Tänzerinnen zur Geltung bringen, Tänzer wie aus einem Body-Art-Studio präsentieren Folkloristisches, Akrobatisches und Kulturgeschichtliches, in einer Anmut, Kraft und Ästhetik, die Ihresgleichen sucht.
Solistinnen mit raumfüllender, ausdrucksstarker Stimmen durchschreiten die Bühne, musikalisch begleitet vom Orchester des Cabarets.
Die Show zieht uns in ihren Bann und als der finale Auftritt des gesamten Ensembles beginnt, können wir nicht fassen, dass bereits fast drei Stunden vergangen sind.
Wir lassen uns – ohne körperliche Anstrengungen – aber mit schönen Bildern im Kopf vom Taxi zu unserer Casa bringen, schauen uns am nächsten Tag noch das Museum der schönen Künste an und werden anschließend von „unserem“ Taxifahrer zurück gebracht nach Cienfuegos…

"Auf Wiedersehen, Malecon!" 
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Die bogenförmige Uferstraße von Havanna...

Mittwoch, 29. März 2017

20170304 KUBA

empfängt uns kühl.
Nach einer Nacht auf See, die eigentlich keine war, weil wir vom Nord-Nordostwind Wind und kurzen, knackigen Wellen durchgerüttelt wurden, geht die Sonne auf. Eine von blassen, diffusen Streifen durchzogene Morgenröte verheißt nichts Gutes.
Gegen 9.30h kommt Kuba in Sicht. Weiße Wolken schweben – wie ein ausladender Sonnenhut - über den Bergen von Kubas Mitte.
Der Wind lässt plötzlich nach und wir nutzen die Stille, um die PIA von ihrer Salzkruste zu befreien. Vergebliche Liebesmühen wie sich später herausstellen wird, da wir – bei der Einfahrt in die große Bucht von Cienfuegos - noch einmal ordentlich einen auf die Mütze kriegen.

Einfahrt in die Lagune von Cienfuegos

Anlegen zum Einklarieren können wir nicht, da der Steg noch von einem deutschen Katamaran belegt ist. In die zugewiesene Alternativecke können wir uns - wegen des starken Windes - nicht hinein manövrieren. Warten….

Nach ungefähr einer Stunde dürfen wir an den Einklarierungssteg. Die Freundlichkeit der an Bord kommenden Offiziellen nimmt in Potenzschritten ab. Der Arzt, der im weißen Kittel, mit Arztkoffer unterm Arm an Bord kommt, macht noch einen relativ freundlichen Eindruck und hält uns – nach ausgiebiger Befragung – so eine Art Bolzenschussgerät vor die Stirn. Konsterniertes Zurückweichen, bis er erklärt, dass das ein Fieberthermometer sei.
Nach der weniger freundlichen Immigration, die die Pässe kontrolliert und 75,-€/Person für eine einmonatige Aufenthaltsgenehmigung (das Despacho) kassiert, kommen die Zollbeamten an Bord (mit finsterer Miene und absolut bestechungsresistent gegen Espresso und Mandelplätzchen). Sie listen alle Alkoholika und frischen Lebensmittel incl. der tiefgekühlten auf und sind damit – wegen der nur noch geringfügigen Reste – schnell fertig. Das Satellitentelefon, das bis vor Kurzem noch bei Einreise konfisziert und erst bei Ausreise wieder freigegeben wurde, wird nur noch als „vorhanden“ in die Liste eingetragen. Dann springt der Drogenhund an Bord, ein ausgesprochen schöner Jagdhund. Schnüffel, schnüffel…aber er findet – erwartungsgemäß - nichts.

Man erlaubt uns, bis zum nächsten Morgen am Einklarierungssteg liegen zu bleiben und – schwupps - finden sich die Crews der drei anderen, in der Marina liegenden, deutschen Schiffe zum Klönschnack ein. Würde man jetzt ein Foto schießen, sähe der Betrachter ein fröstelndes, im Regen stehendes Personengrüppchen mit windzerzausten Haaren, hochgezogenen Schultern, die Arme vor der Brust verschränkt. Ist das Kuba oder hat man versucht ein frühlingshaftes Nordsee-Hoch zu fotoshoppen?

Kuba scheint irgendwie anders zu sein.

Ein willkommener Nebeneffekt des Regens ist die Befreiung der PIA vom Salz.
Eine inwendige Süßwasser-Reinigung wäre m.E. nicht notwendig gewesen, wird aber unumgänglich, als wir feststellen, dass ein gerissener Wasseranschluss hinter der Duschwand zur Überflutung sämtlicher Kunststoffbehälter in der Bilge geführt hat. 100 Liter Wasser müssen aus der Bilge gepumpt werden, das Wasser aus den Kisten gekippt, die triefenden Pappkartons entfernt, Inhalte säuberlich sortiert, abgewischt und zum Trocknen aufgehängt oder ausgebreitet, neue Plastiktüten beschriftet werden…

Als die La Rossa Crew zum Sundowner kommt, sitzt sie zwischen Ersatzteilen für die Winschen, Nieten, Schrauben, Konserven oder zum Trocknen aufgehängten Stromkabeln, die die Haare kraulen.
Eigentlich der richtige Zeitpunkt für eine Inventur des Ersatzteillagers. Die verschieben wir aber auf später, da wir ja übermorgen nach Havanna wollen.

Der nächste Tag gilt Cienfuegos. Vor dem Tor der Marina wartet bereits ein Taxi auf Kundschaft. Die Konkurrenz, eine Fahrradrikscha, könnte zwei Personen mitnehmen aber wir möchten die drei Kilometer in die Stadt – an der Uferstraße entlang - zu Fuß zurücklegen.

eine schicke Fahrradrikscha...

Herrschaftliche Häuser, die vom Glanz weit zurückliegender Zeiten zeugen, haben das „Verfallsdatum“ deutlich überschritten. Unmittelbar aneinander gebaut, säumen sie die vierspurige Straße, die von einem Bäume-bestandenen Mittelstreifen geteilt wird. Im Schatten der vorgebauten Kolonnaden können wir bis zur Fußgängerzone laufen.

Kolonnaden...

Ein Eiscafé zieht uns magisch an. Neugierig will ich einen Fuß hineinsetzen und werde abrupt vom ausgestreckten Arm des „Platzanweisers“ gebremst. So nicht. „Wieviele Personen?“ „Vier“ Er lässt den Blick über die etwa dreißig unbesetzten Tische dieser gefliesten „Eishalle“ schweifen und platziert uns in die Nähe von drei besetzten Tischen. Kunst an den Wänden, d.h. zu Heroischem geformte Eisenstangen, Bedienungen, denen das Gespräch unter Kollegen offensichtlich wichtiger ist als mögliche Kundschaft und desinteressiertes Werkeln hinter einer Glasscheibe rufen Erinnerungen an „Ostblock“-Zeiten hervor.

der einigermaßen gemütliche Teil der "Eishalle"

Eine dralle Matrone baut sich vor uns auf. „Refrescos“?? „No hay“. Die in der Karte angebotenen Erfrischungsgetränke gibt’s nicht. „Wir haben Eis… Punkt.“ Welches? Papaya, Erdbeer, Banane. Wir möchten alles probieren. Hüftschwingend schlurft sie davon.
Aber: das lange Warten hat sich gelohnt. Alle drei Sorten schmecken vorzüglich!

Erstaunlich: seeehr lecker!!!...

(Nebenbei bemerkt: Ein Restaurationsbetrieb ohne Toilette wäre in Deutschland unmöglich. Hier nicht. Ich werde zum nächsten, öffentlichen Gebäude geschickt, wo es in der Regel Toiletten gibt aber weder Wasser für die Spülung noch zum anschließenden Händewaschen, ganz zu schweigen von Toilettenpapier oder Seife. In besseren öffentlichen Einrichtungen gibt es eine Toilettenfrau, die gegen ein paar Pesos drei Blättchen Toilettenpapier verteilt, anschließend eine Konservendose frischen Wassers nachspült, ein Stückchen Seife reicht und wieder wegnimmt, um danach die Hände mit einer Tasse Wasser nachzuspülen). Zur diesbezüglichen Ehrenrettung: In fast allen privaten Einrichtungen gibt es mehr oder weniger ordentliche Toiletten.

In der quirligen Fußgängerzone sehen wir die nächste Menschenschlange. Was gibt’s denn da? Ah, richtig! Es ist Montag! Da gibt’s Eier. Die können wir brauchen. Trudi und ich stellen uns geduldig ans Ende der Schlange und benötigen ca. eine Viertelstunde, um einen ersten Blick auf die Eiertürme erhaschen zu können.

Warten in der "Eierschlange"...

Männer, die sich in Geduld üben müssen...

Gigantischer Eier-Nachschub im Rücken des Verkäufers...

20Stck. dieser gigantischen Eiermenge landen für 1CUC = 1€ in einer „MITGEBRACHTEN“ Plastiktüte. Kein Eierkarton, kein schützendes Papier…Drei werden den Transport zum Schiff nicht überleben.
Am Parque Marti, der gesäumt ist von prächtigen Kolonialbauten gönnen wir uns – in einer Café-Bar unter den Kolonnaden- einen sehr kräftigen Espresso und werden dabei von einem älteren – mit allen Frauen schäkernden - Gitarrenspieler unterhalten. Tief in die Augen blickend schmettert er: „Besame, besame mucho…. Guantanamera etc. Super! So langsam kommt ein wenig Stimmung auf.

José Martí,dessen Standbild in jeder Stadt zu finden ist...

Jose`Martí, Märtyrer des Kubanischen Befreiungskampfes (von den spanischen Kolonialherren) und Volksheld Nr.1, Dichter, Philosoph und Politiker, der sich für Bildung und soziale Gerechtigkeit einsetzte, war das große Vorbild für die spätere Revolution. Sein Denkmal findet man in jedem größeren Ort.

Eingang zum Prque Martí...

Turm des Theaters...

Ausblick vom Cafe´unter den Colonnaden...

Ein wenig müde vom vielen "Besame..."

Wir schlendern über die touristische Souveniermeile von Cienfuegos in Richtung Kreuzfahrer-Anlegestelle. Alles was man nicht braucht, wird hier angeboten. In auffallend vielen, kleinen Kunstateliers wird gemalt oder Holz geschnitzt. Niemand wirbt hier aggressiv für seine Produkte. Hat man einmal „Nein“ gesagt, wird man in Ruhe gelassen. Überall liegt Musik in der Luft. Kleine Bands, Gitarrenspieler oder Sänger geben ihr Bestes und Passanten bewegen sich dazu im Takt.

...alles, was man nicht braucht...

stinkende Mofataxis warten auf Kundschaft

Wir nehmen einen Fiaker...

Ein Fiaker bringt uns zurück in Richtung Marina. Stopp beim „Rapido“, einem Hotspot. Hier kann man ETECSA-Karten kaufen, die – je nach Anbieter – für 1.50 - 6.00 CUC eine Stunde Internet bieten. Mir gelingt es, wenigstens die What’sApp Meldungen zu öffnen, Wim bekommt keinen Kontakt.

Es ist inzwischen 18.00h und wir gehen Essen, um beizeiten an Bord zu sein, da wir für morgen früh um 9.00h das Taxi nach Havanna gebucht haben und alle noch ein Köfferchen packen müssen. Trudi und Wim werden von dort aus nach Hause fliegen.
Es kommt anders. Trudi stolpert auf dem Heimweg, stürzt, fällt aufs Gesicht und rammt sich den Brillenbügel in die Augenbraue. Es blutet wie verrückt. An der Marina angekommen, bringt uns der Marinero gleich in die schräg gegenüber liegende Ambulanz. Aus einem Metallbehälter holt die Ärztin sterile????, in braunes Krepppapier gewickelte Tupfer, klebt eine Art Druckpolster auf und überweist uns zum Nähen ins Krankenhaus. Der tiefgekühlte Krankenwagen bringt uns in die Stadt.
Hätten wir nicht so viel Lob über das kubanische Gesundheitswesen gehört, wäre meine Skepsis gegenüber dem, was ich sehen konnte, wahrscheinlich noch sehr viel größer gewesen.
Die Ambulanz – Wände und Boden gefliest - sieht aus, als habe sie eine Granatsplitter-Attacke hinter sich. Überall fehlen kleine Ecken in den Fliesen.
Ich frage nach einer Tetanusspritze, da Trudi glaubt, dass die letzte Impfung weit mehr als 5 Jahre zurückliegt. Tetanusspritze? Haben wir nicht. Da müssen wir im Internationalen Krankenhaus nachfragen aber die haben auch keine.
Trudi wird derweil versorgt. Wunde gereinigt, umliegende Haut und Haare von Blut befreit. Lokalanästhesie. Das Nähen beginnt. Die Sterilität? Auch hier sehr gewöhnungsbedürftig.
Zwei Patientenliegen stehen kopfwärts an der gegenüberliegenden Wand, über ihnen eine rote Banderole mit der Aufschrift:
„Bevor du mich anfasst, wasche dir die Hände!“.
Uiuiui! Wer soll damit angesprochen werden?
Es geht alles gut. Medikamente für die Nachsorge haben wir an Bord. Das sollte man auf jeden Fall haben, denn die Apotheken sehen hier aus, als stünden sie unmittelbar vor dem totalen Ausverkauf.

Um 23.00h sind wir wieder zurück an Bord. Wim und Trudi müssen noch ihre Koffer für den Heimflug packen, wir für einen dreitägigen Aufenthalt in Havanna...

Mittwoch, 15. März 2017

20170227 Jamaika

Hopping on and off… Eine Stippvisite…

Die Insel von Harry Belafonte, Bob Marley und Usain Bolt (Roots, Reggae und Recorde) über die ich sooo viel gelesen hatte, auf die ich mich so gefreut hatte, bleibt ein Streiflicht.

So grün und frisch wie die Insel beim Näherkommen auf uns wirkt, so freundlich sind die Menschen, die uns willkommen heißen. Der Gesundheitsoffizier, in weißem Arztkittel und einem breiten Harry Belafonte-Lächeln im Gesicht nimmt gerne den angebotenen Espresso mit Mandelplätzchen an (Beamtenbestechung???). Er fragt nach Fieber, Ausschlägen, bekannten Vorerkrankungen, will wissen woher wir kommen und verlässt – nachdem er augenscheinlich von unserer Gesundheit überzeugt ist - die PIA mit dem Hinweis, dass wir nun die gelbe Quarantäne-Flagge herunternehmen können, um sie durch die Jamaikaflagge zu ersetzen und dass seine Kollegen von Zoll und Immigration folgen werden.

Die futtern den Rest der guten Plätzchen auf, sind ebenso freundlich und glauben uns einfach, dass wir nichts Verbotenes dabei haben oder einführen wollen.

Zurück an der Boje wird – nach dem Blick auf die Wettervorhersage - unser Besichtigungsprogramm rigoros gekürzt. Keine Fahrt zu den Wasserfällen, keine in die Blue Mountains, weder nach Kingston noch an der Nordküste entlang.

Uns bleibt noch ein einziger Tag auf Jamaika.

Raften auf dem Grand River.

Das Taxi holt uns gegen 13.00h ab. Der Taxifahrer, ein junger Mann, politisch sehr interessiert, diskutiert mit uns über Angela Merkel, Trump und Marine le Penn während er uns durch die betörend wuchtig grüne, blühende Landschaft fährt. Die kurvenreiche Straße, an deren Steilhänge sich kleine Häuser krallen, Schluchten den Blick auf den Fluss freigeben und auf so manches Herrenhaus, das Eigentümern oder betuchten Gästen - vom Plateau aus - einen grandiosen Ausblick gewährt, endet – nach einer halben Stunde – am Startplatz unserer Floßfahrt.

Flöße, die auf Kundschaft warten

An der Kasse entrichten wir den Obulus und „unser“ Floß mit der Nr. 142 wird vom Ufer in den Fluss geschoben. Wir müssen Rettungswesten anlegen und können dann auf der „Gästebank“ Platz nehmen.

Rettungsweste anlegen und Platz nehmen...

Ab geht die Fahrt durchs rauschende, gurgelnde Wasser. Wir rutschen – vom hohlen Rumpelgeräusch der aneinandergebundenen Bambusrohre begleitet - durch einige, flache Stromschnellen oder gleiten lautlos auf tiefem, grünen Wasser dahin.
Geschickt manövriert der Masterflößer unser Gefährt durch Flussbiegungen, oder Felsfurten hindurch den 13km langen Fluss hinab.

Vor der Stromschnelle...

Felsfurten...

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Ein Halbwüchsiger hat vier Blüten zusammengebunden und versucht, seine kleinen Sträuße an die vorbeischwimmenden Touristen zu verkaufen.

Hibiscus und Trompetenblüte begleiten uns

Wir wollen ein Bad nehmen in diesem herrlich kühlen, klaren Süßwasser und legen – neben anderen Flößen – an einer breiten Flussbiegung an.

Originelle Feuerstelle...

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Während wir uns noch im Wasser tummeln, werden Wim und Trudi bereits magisch angezogen vom aufsteigenden Rauch einer sehr originellen Feuerstelle. Aus drei großen Aluminiumtöpfen steigt der Dampf, eine adrette, schlanke Jamaikanerin mit feinen Gesichtszügen verteilt die Köstlichkeiten, die sie offensichtlich gerade frisch zubereitet hat.
An provisorisch zurechtgezimmerten Tischen genießen wir Jamaikanische Flusskrebse mit Reis und schwarzen Bohnen, Dumplings und einer sehr schmackhaften, scharfen Sauce. Auch das Ragout vom Hühnchen ist nicht zu verachten. Dazu gibt’s gut gekühltes Bier, das auch unser Flößer sich schmecken lässt.

Nur noch eine Stunde fahren wir den Fluss hinunter bis zu seiner Mündung ins Meer.

Kurz vor dem Ende der Flussfahrt...

An der Mündung...

Als Wim den Flößer fragt, ob die Flöße mit einem LKW-Transporter wieder an den Ausgangsort zurückgebracht würden, schaut der ihn an, als habe er ein Mondkalb vor sich. Ein LKW Transporter???? Unerschwinglich und überhaupt: auf welchen Straßen denn??? Nein, die Flöße werden von Lehrlings-Flößern - die sich erst die Sporen verdienen müssen – gegen den Strom zurückgezogen. Dreizehn lange, harte, Kräfte zehrende Kilometer gegen den Strom!!!
Er – als alter, erfahrener „Masterflößer“ – habe nun das Recht, diese Arbeit dem Nachwuchs zu überlassen.

Unser Taxi wartet bereits an der Anlegestelle.

Es wird allmählich dunkel, als wir in Port Antonio ankommen. Wir benötigen noch einige Lebensmittel. Die Regale des Supermarktes sind gut gefüllt, das Sortiment eher bescheiden. Obst und Gemüse an den Straßenständen sehen nur zum Teil gut aus.

Im Vergleich zum Vortag (der heutige Aschermittwoch ist ein Feiertag, an dem Banken und Behörden geschlossen sind) geht es recht ruhig zu. Keine Dancehall Music wummert aus riesigen Lautsprechertürmen, keine Reggae-Band auf dem Dorfplatz, die hunderte von Fans zum Tanzen und Mitsingen bringt, kein Marihuanageruch aus dem kleinen Park, in dem sich etliche Rastafari zum gemeinsamen Rauchen treffen, keine Straßenmusiker die – mit aufgestellter Blechdose fürs Trinkgeld - die relaxten Bob Marley Songs zum Besten geben…

Im Rheinland singt man zum Karneval: „Am Aschermittwoch ist alles vorbei…“

Genau das gilt für unseren Jamaika Besuch. Kaum angekommen, verlassen wir diese landschaftlich so wunderschöne und kulturell äußerst interessante Insel, ohne auch nur ansatzweise einmal hinter die Kulissen geschaut zu haben. Schade…

Donnerstag, 2. März 2017

20170222 Oh, Island in the Sun...

Noch liegen zwischen der – von Harry Belafonte so schön besungenen – Insel und uns ganze 600 Seemeilen.

JAMAIKA…

muss wahrscheinlich noch ein paar Tage warten, denn das seglerische akademische Viertel orientiert sich – wegen Wetter, Wind, Welle und anderer Imponderabilien - eher an der Woche als an der Stunde.

Die PIA, vermeintlich perfekt vorbereitet, mit neuen Borddurchlässen, reparierter und lackierter Passerelle, nachgenähten Segeln, einer neuen Abdeckung für den Steuerstand, geputzt und poliert, scheint nur noch auf die Gäste zu warten, um dann lossegeln zu können.

Wim und Trudi kommen am 11.Februar an, erleben mit uns Curacao im Schnelldurchgang, fliegen drei Tage später zur Beerdigung ihres Schwagers wieder nach Hause und sind am 19.2. wieder an Bord. Spätestens am 22.2. wollen wir ablegen.

Während Peter und Wim noch die Genua anschlagen und einen kontrollierenden Blick über stehendes und laufendes Gut werfen, machen Trudi und ich den Großeinkauf.

Zwei Einkaufswagen, randvoll mit Lebensmitteln, Getränken, Tiefkühlkost werden flott im Auto verstaut. Als wir jedoch losfahren wollen, ist das Schloss verriegelt. Ein falscher Knopfdruck und nicht enden wollender, höllischer Alarm bricht los. Wir drücken diverse Tasten, um daraufhin die gesamte Palette des Jaulens, Heulens und Tutens zu Gehör zu bekommen. Niemand kann uns helfen, die Türen bleiben verschlossen. Peter ist über mein Handy nicht zu erreichen, die Notrufnummer der Vermietung und Trudis Handy im Auto eingeschlossen. Mit gestressten Ohren müssen wir zusehen, wie die TK-Kost - unter der Heckscheibe, bei ca. 50°C im Auto – wahrscheinlich allmählich die Form verlieren wird. Endlich, nach 20min. der Malträtion naht Hilfe in Gestalt einer älteren Dame, die die Fernbedienung in die Hand nimmt, die RICHTIGEN Knöpfe drückt und uns auffordert, einzusteigen und loszufahren. Geschafft! Die Fracht kommt – wider Erwarten – einigermaßen intakt an Bord.

Peter bringt den Mietwagen zurück und wir haben ein letztes Abendessen am Ponton der Marina Curacao.

Am Morgen des 21.2. gibt’s ein Sekt-Frühstück. Wim und Trudi sind heute 49 Jahre verheiratet und –wie man sieht - immer noch sehr glücklich miteinander.

Die Hochzeiter: 49 Jahre...

Danach geht’s los. Raus aus dem Schottegat und Warten auf das Öffnen der Konigin Emma Brug. Ein sehr netter Plausch mit Kapitän Cramer (Hannes‘ Sohn) von der neben uns liegenden Aida Diva verkürzt auf angenehme Weise die Wartezeit.

Ciao Kapitän Cramer auf Aida Diva,
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Ciao Konigin Emma Brug...

Nach einer Stunde öffnet die Brücke und wenig später ist die PIA – nach fast einem halben Jahr auf dem Trockenen – wieder in offenem Wasser.
Im glasklaren Wasser von Santa Barbara wollen wir den Wassermacher wieder in Betrieb nehmen.
Am schwimmenden Ponton, vor dem 5Sterne-Luxus-Golf-Resort von Santa Barbara, lässt man sich die „Luxusaussicht“ – ohne Strom und Wasser!!!! - vergolden. (10 Tage in der Curacao-Marine entsprechen 2 Nächten hier).

am Schwimmponton von Santa Barbara...

Aber gefallen tut’s uns schon… Abends laden Wim und Trudi uns ins „Boca 19“, dem Restaurant des Golfclubs ein. Es wird ein vergnüglichen Abend bei vorzüglichem Essen.

Der 22. ist da. Wir haben ein letztes Mal unsere Lieblings-Morgensportmeile durchkrault, gefrühstückt und wollen ablegen.
Peter schaltet die Navigation ein. Black, black, black but not beautiful zeigt sich der Plotter. Die einzige Meldung, die von oben nach unten ruckt:---
Ich fühle mich erinnert an das Störbild des Fernsehers in den 60er Jahren. Bitte haben Sie ein wenig Geduld. Die Störung wird gleich behoben. Der Unterschied zu damals und jetzt: Die Störung wird nicht von Zauberhand behoben, sondern durch Peters schweißtreibender Arbeit in der Hundehütte. Hatten wir das nicht schon einmal? (Blitzschaden: Las Palmas?)
Zum Glück sind wir - seit der Hamburger Bootsmesse – im Besitz eines neuen Programmes, das auf dem Laptop gefahren werden kann. Es braucht zwei Tage, ungeheure Konzentration beim Studieren der Installationsanweisungen, viel Schweiß und etliche Telefonate mit Furuno bis das Radar angefahren werden kann und alles installiert ist. Höchstes Lob an den Kapitän, Dank an Furuno und Herrn Feldbinder!

Unsere Gäste beim Flicken eines Waterlocks


Freitag, 24.2.2017

Ciao, Santa Barbara...

Um 14.07h legen wir ab. Es ist ein strahlender Tag. Blauer Himmel, Sonne, wenig Welle. Ein leichter Wind schiebt uns an Curacaos Küste entlang in nordwestliche Richtung. Ein tolles Gefühl!!!
Spitzengeschwindigkeiten werden wir bei dieser Windstärke nicht erreichen, dafür ist es herrliches Kaffeesegeln. Wir diskutieren die Wacheinteilung und entscheiden uns für einen Vierstundenrhythmus. Wim und Trudi übernehmen die Wache von 23.00h – 3.00h morgens, wir wachen von 3.00h – 7.00h. Peter lässt mich freundlicherweise immer mindestens eine Stunde länger schlafen, was ich gerne annehme und ausnutze. Dafür genieße ich - ganz alleine – den Sonnenaufgang. Ab 6.30h hebt sich ganz allmählich die Horizontlinie vom dunklen Wasser ab und Wolkengebilde lassen erste Umrisse erkennen.

Dramatisch sieht's meistens um 6.30h aus

6.45h...

Nur einmal steigt die Sonne wie ein glutroter Ball aus dem Meer. An den beiden anderen Tagen schiebt sie sich hinter einem dicken, dunkelvioletten Wolkenband nach oben und bildet die dramatisch orange-rote Kulisse für die sich ablösenden, dunklen Blumenkohlwolken.

Ein ausgiebiges Frühstück um 9.00h bringt alle müden Geister wieder auf die Beine.

Drei Tage auf See lassen keine Langeweile aufkommen. Das neue Navigationsprogramm hält Peter auf Trab, da es erstens viel Neues zu entdecken gibt und zweitens Manches noch nicht so läuft, wie beabsichtigt.
Täglich wird ein Brot gebacken und abends zaubern wir mit den Curacao-Köstlichkeiten aus Kühlschrank und Gefriertruhe kleine, culinarische Highlights.
Am zweiten Tag auf See wird der Speiseplan durch einen Tuna bereichert. Aktion ist angesagt.

Feines Kerlchen!!!

Der Stolz des Anglers...

Wim kurbelt ihn sachte heran, Trudi holt ihn mit dem Fangnetz in Peters Reichweite, der ihn dann - mit einem kräftigen Schlag auf den Kopf - tötet und dem Koch obliegt schlussendlich das Ausnehmen und Filetieren. (…der hat – nach so viel Sauerei – das dringende Bedürfnis, eine Dusche zu nehmen…)

Schrubb,schrubb...

Das Prachtexemplar langt für zwei Mahlzeiten. Am ersten Abend gibt’s Sashimi mit einer Art frischen Mangochutneys und Koriander plus Sherry-Soja-Sauce...

Frischer geht's nicht...

am nächsten Tag Tataki vom Tuna (dicke Filets rundherum kurz anbraten, in geröstetem Sesam wälzen, mit Sherry-Soyasauce servieren)
Am letzten Morgen auf See werden wir Zuschauer eines sich auf uns zu bewegenden Squalls. Beeindruckend ist es, zu sehen, wie die riesige Wolkenwalze sich nähert, um mit enormen Windböen das Wasser flach zu fegen und gewaltige Wassermassen auszuschütten. Auf dem Radarbild lässt sich sehr deutlich erkennen, dass der Squall uns lediglich mit seiner Flanke gestreift hat aber das genügt, um die PIA einmal gründlich mit Süßwasser zu duschen.

27.Februar 15.00h.

Jamaika kommt in Sicht.

Im Hintergrund:die "Blue Mountains"..

Herrlich, wie die dunkle Silhouette sich immer deutlicher vom Horizont abhebt. Wir peilen den östlichsten Punkt Jamaikas an, um nach seiner Umrundung in Port Antonio an die Boje zu gehen.

Kurs Port Antonio..

Was für eine Stimmung!!!

Um 17.45h, nach 75Stunden und 40min. auf See, machen wir an der Boje fest.
Ein Vogel setzt sich auf die Saling und trällert uns zur Begrüßung ein fröhliches Ständchen. Alles sieht so frisch und grün und blühend aus.

der Garten Eden...

Wir sind angekommen und fühlen uns - von der ersten Sekunde an – einfach wohl.
Die gelbe Flagge wird gehisst. Von anderen Seglern haben wir gehört, dass man es, hier auf Jamaika, sehr genau nimmt mit dem Einklarieren und man nicht gleichzeitig die gelbe Quarantäne- oder Einklarierungsflagge UND die Landesflagge setzen kann. (Für Nichtsegler: Quarantäneflagge, die normalerweise besagt, dass man einklarieren möchte, um das Land betreten zu dürfen, hier auf Jamaika aber im ursprünglichen Sinne anzeigt, dass die Crew bereit ist, sich der Gesundheitskontrolle durch einen Gesundheitsoffizier, der an Bord kommt, zu unterziehen.)
In manchen Ländern wird verlangt, dass man unmittelbar nach der Ankunft bei der Immigration zu erscheinen hat, wo man, wenn man außerhalb der offiziellen Öffnungszeiten ankommt, teilweise nicht unerhebliche „Overtime“-Zuschläge zahlen muss.
Peter rudert an Land, wo man ihm sagt, dass wir die Nacht getrost an der Boje verbringen können, wir sollen lediglich Kanal 16 einschalten, um morgen früh von den Offizieren aufgerufen werden zu können.

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Sonntag, 19. Februar 2017

20170219 CURACAO im August 2016

Die "Handelskade" von Curacao...


Zusammen mit unseren Gästen Erich und Isabel segeln wir nach Curacao, der größten der ABC-Inseln.
Ein komfortabler Wind gestattet das Setzen des Parasailors und nach wenigen Stunden bereits haben wir die Einfahrt zur großen, sicheren Lagune „Spanish Water“ erreicht.

Diesmal aber ist uns das schnelle Ankerbierchen nicht gegönnt. Der Parasailor verheddert sich in seiner Bergeleine und rutscht lediglich die oberen vier Meter in den Schlauch. Alle Manöver, ihn doch noch in den Bergeschlauch zu ziehen, schlagen fehl, sodass wir das riesige Tuch auswehen und ins Wasser fallen lassen müssen. Das Ende vom Lied: Im Schweiße unseres Angesichtes müssen wir – Hand über Hand – das wassergefüllte und dadurch tonnenschwere Segel aus dem Salzwasser bergen. Welch ein Glück, dass vier Paar Hände an Bord sind, die kräftigst zupacken können. Tausend Dank Isabel und Erich!
Das salzige Teil in den Bergeschlauch gestopft und an der Reling festgezurrt, laufen wir durch die schmale Zufahrt in die Lagune ein. Es ist Sonntagnachmittag und am Strand von Santa Barbara (vor einem Luxus-Golf-Resort) tummeln sich die Bootsausflügler.

"Spanish Water", eine riesige Lagune mit vielen kleinen Ausbuchtungen, ist wohl der „Starnberger See“ dieser Karibikinsel. Traumvillen liegen versteckt auf grünen Hügeln, Stars aus der Film-, Sport- und Offshore-Banking-Szene haben sich hier die besten Plätze gesichert.

Wir lassen um 18.00h den Anker fallen. Verwöhnt vom glasklaren Türkis auf Bonaire weckt die hiesige Wasserfarbe nicht das Bedürfnis, gleich ein kühlendes Bad zu nehmen. Kein Wunder, denn die Lagune bietet Platz für etwa 1400 Schiffe und der Wasseraustausch ist sehr gering.
So gibt’s den Sundowner nach einer erfrischenden Dusche an Bord.

Am nächsten Morgen geht’s mit Bus und Taxi zum Flughafen, um dort ein Auto zu mieten und anschließend zur Hafenbehörde, zu Immigration und Zoll. Dabei bekommen wir einen ersten Eindruck von Willemstadt.

Farbenprächtig präsentiert sich die Inselhauptstadt, wie Amsterdam, das in den Malkasten gefallen ist!!! Wunderschöne Häuser, viele aus der Kolonialzeit mit herrlich geschwungenen Giebeln, die roten Dächer mit weißen Lisenen abgesetzt und die Geschosse mit ebensolchen umrahmt.

Handelskade vom Stadtteil "Otrobanda" aus  betrachtet

Das Penha-Haus eines der Ältesten Handelshäuser Curacaos...

Das blaue Theater..

So wie Bonaire ganz im Zeichen des Flamingos steht, findet man das Markenzeichen Curacaos auch bereits im Autokennzeichen. Es ist die „Handelskade“, eine der wenigen UNESCO-Weltkulturerbestätten der Karibik.

Autokennzeichen von Curacao...

Die farbenfrohen Handelshäuser reihen sich am Handelskai auf. Läuft man von See kommend in den Hafen von Willemstad ein, fühlt man sich wie ein Großer, da die Konigin-Emma-Brug, eine auf Pontons gelagerte Drehbrücke eigens für jedes auch noch so kleine Schiff geöffnet, d.h. gedreht wird.

Die "Konigin Emma Brug" geschlossen...

Sie verbindet die beiden Stadtteile Punda und Otrobanda miteinander.

Sie öffnet sich...

...ist offen...

...und geschlossen..

Fußgänger die von einem Stadtteil in den anderen wollen, müssen warten, bis die Brücke wieder schließt oder die – während ihrer Öffnungszeiten – fahrende Fähre nehmen.
Willemstad ist eine quirlige, farbenfrohe, fröhliche Stadt mit vielen, kleinen Gassen, lauschigen Plätzchen und unzähligen Orten die entdeckt werden wollen.

Floating Market...

Händler kommen aus Venezuela und bieten - von ihren Schiffen aus - die am Kai angebunden sind - herrliches Obst und Gemüse in Holzständen unter flatternden Segelplanen an.

...alles frisch und lecker...

Die Plasa Bieu...

In dieser alten Markthalle gibt es sehr preiswerten Mittagstisch...

links wird gekocht: Leguan-Eintopf, Kaktussuppe, Funchi...

auf der linken Seite:LECKEREIEN aus der Garküche...

auf der rechten Seite die mit Appetit  Schmausenden...



Einen bleibenden Eindruck hinterlässt der Kura Hulanda Hotelkomplex, einerseits, weil er das bemerkenswerte und überaus gelungene Ergebnis einer umfangreichen Renovierung alten Kolonialbestandes ist...

das Hotel Kura Hulanda
<br />
(der Holländische Hof)

restaurierte Gasse der schönen Anlage...

Kaffeepause ebenda...

Im Sculpturengarten...

Na Du?

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...andererseits, weil er ein Museum beherbergt, das in ergreifender Weise das Schicksal der Sklaven beschreibt, die über die West Indian Companie von Afrika entführt und nach Curacao gebracht wurden, um hier - bis zu ihrem Weiterverkauf in alle Welt - in Ställen zusammengepfercht unter sengender Sonne ausharren mussten oder auf die Plantagen oder Salinen der Holl. Antillen verteilt wurden, um dort Frondienste zu leisten.

Wir genießen zunächst den schönen Teil der Anlage und nehmen das mulmige und bedrückende Gefühl nach dem Museumsbesuch mit nach Hause.

Eine Inselrundfahrt mit dem Leihwagen führt uns in den verhältnismäßig kleinen Nationalpark „Shete Boka“ , d.h. Sieben Münder, aus denen das Meerwasser herausschießt oder in die es unterirdisch hineindonnert.

"The Pistol"

Wellen donnern hier hinein...

Die Westküste der Insel kann mit einigen schönen Stränden aufwarten, die nicht zum Areal der Luxusresorts gehören.

...am Westpunt...

Sundowner-Yoga auf dem Ponton des "Hilton"

Amüsierte Beobachter am Piratenstrand erfreuen sich an Obigem...
oder schauen in die andere Richtung...

Sonnenuntergang am Piratenstrand...

Die Tage auf Curacao sind gezählt. Am 7.September werden wir die PIA an Land stellen und nach Hause fliegen. Bis dahin haben wir noch ein paar schöne Tage mit Isabel.

morgendlicher Ausflug zu "unserem" Strand
<br />
(Santa Barbara)

unser Strand...

User Lieblingsrestaurant: "Bij Blauw"

dito

Abschieds-Frühstück mit Erich im 
<br />
Gouverneur de Rouville...

zum Abschied zwei Tauchgänge...

...zum Wrack...



Wir werden mit unserer PIA die Konigin Emma Brug passieren, in die "Curacao-Marine fahren, die PIA aus dem Wasser nehmen lassen, sie auf einen 5-monatigen Landaufenthalt vorbereiten und dann ebenfalls heim fliegen. Weiter geht's dann - wenn alles klappt - im Februar 2017 in Richtung Jamaika und Kuba...

Die Brücke öffnet sich für uns...

Der hydraulische Slipwagen nimmt PIA auf seine breiten Träger...

Samstag, 11. Februar 2017

20170210 Bonaire im August 2016

Insel im Zeichen des Flamingos...


die östlichste der Niederländischen Antillen (vor der Küste Venezuelas) ist – wie auch Curacao und Aruba – absolut nicht vergleichbar mit den Inseln der Karibik, die wir bisher gesehen haben.
Das satte Grün des Regenwaldes, das die vulkanischen Inseln von Guadeloupe bis Trinidad bedeckt, weicht hier – auf den ersten Blick – dem trocken-staubigen Graugrün eines sparsamen, niedrigen Bewuchses.
Bonaire wuchert allerdings mit anderen Pfunden.
Was für den Surfer Hawai, für den Bergsteiger der Himalaya, das ist Bonaire für den Taucher.

Liegen an der Boje vor dem Stadtkai von Kralendijk...

Das Anlanden: Nichts für Unsportliche!!!

Bereits an den Farben des Wassers kann man sich nicht sattsehen. Es schimmert kaleidoskopartig in allen Nuancen der Farbpalette Türkis – Blau – Grün. Ein Sprung ins Wasser lässt glauben, sich im Aquarium zu befinden. Selbst am Bojenplatz tummeln sich Hunderte von Fischen, von 3 – 40cm Größe in herrlichen Farben.
Ab und zu erschrickt man, weil ein Tarpon von stattlicher Größe (bis zu 1,50m und mit ausgeprägtem Unterbiss) plötzlich Schulter an Schulter nebenher schwimmt und das Nachbarobjekt mit mürrischem Gesichtsausdruck zu beäugen scheint.

Unweit der Steinschüttung zur Hafenmole entdecken wir Meeresgetier, das wir bisher noch nicht gesehen haben: eine getüpfelte Schlange windet sich am Meeresboden durch die Steine, ein Barracuda steht bewegungslos aber alert im Wasser, eine Flunder liegt – perfekt getarnt – platt im Sand, ein weiß getüpfelter Adlerrochen entschwindet – mit majestätischen Flügelschlägen (und beeindruckend langem Schwanz) vor unseren Augen im tiefblauen Wasser. Schildkröten aller Größen schweben anmutig und schwerelos über die Korallen hinweg und heben sich wunderschön vom tiefblauen Hintergrund ab.

Wir melden uns bei einer der vielen Tauchschulen an für einen geführten Tauchgang. Der unter 91 verschiedenen Tauch-Spots ausgewählte Platz: „The Lake“ vermittelt uns einen ersten Eindruck von dem, was mehr als 10m unter der Wasseroberfläche liegt. Leider kommen die brillanten Farben der Unterwasserwelt an diesem Tag nur mit Hilfe eines Unterwasserstrahlers voll zur Geltung, da der Himmel wolkenüberzogen ist und es ausgerechnet heute (zum ersten und damit letzten Mal während unserer Zeit auf Bonaire) ordentlich schüttet.

rosafarbene Unterwasserwelt...

Das Sonnenlicht fehlt

Rolf und Claude von der Segelyacht „Tika“ kommen vorbeigerauscht. Sie haben lange in Ludwigshafen gelebt und freuen sich, unseren Dialekt mal wieder zu hören. Gemeinsam mit ihnen erkunden wir die Schnorchelgründe der vorgelagerten kleinen Insel: Klein Bonaire...(Später werden wir das Gleiche mit Isabel und Erich wiederholen...)

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Röhrenkorallen...

Der neugierige Kofferfisch hat keinerlei Berührungsängste...

und zaubert mit seiner Kussschnute ordentliche Knutschflecke auf das Objekt der Begierde: Claudes Arm!!!

Tarnkünstler:Gefleckter Skorpionfisch

Mitternachtsblauer Doktorfisch
Sorry, das ist kein Doktorfisch! Es ist ein Papageifisch!!!

Fein getüpfelt...

...wie ein Fisch im Wasser...

Bootspalaver

Noch etliche Male werden wir diese fantastische Welt unter Wasser erleben und immer wieder Neues entdecken...

Aber ganz ohne Reiz ist Bonaire - entgegen erster Eindrücke - über Wasser auch nicht...

So mieten wir uns für zwei Tage einen Pickup, um einmal den Norden und danach den Süden der Insel zu erkunden. Im „Washington Slagbaai“ – Nationalpark, der den Norden der Insel bedeckt, fährt man auf sehr holperigen Sand- und Staubpisten durch urwüchsige Kakteenlandschaften, vorbei an ausgetrockneten Lagunen und wilden Küstenabschnitten und versucht, Fotos zu schießen, die ein wenig mehr zeigen als nur drei Flamingos, die in 200m Entfernung gerade dabei sind, die Flucht zu ergreifen...

Bonaire'sche Sicherung von Privateigentum...

auf dem Weg zum Nationalpark...

im Washington Nationalpark...

Baumskelette...

Wilder Küstensaum

eine der vielen Papageienarten..

und natürlich scheue Flamingos...

Sachte, sachte aber entschieden wenden sie sich ab...

Völlig ungeniert und furchtlos verhalten sich – im krassen Gegensatz zu den Flamingos – die Echsen.

Alerter Drachenkopf...

iiiiiiih!!

Leichtfüßig und schnell...


Leise aber ziemlich schnell nähern sie sich aus allen Richtungen wenn sie Witterung von Essen aufnehmen. Als Peter versucht, eine sehr zudringlichen Echse mit der Wasserflasche weg zu schubsen, dreht sie lediglich ihren Kopf – verächtlich ausweichend - zur Seite. Als er dann aufsteht, weil es ihm zu lästig wird, springt sie ihn an und klammert sich an seinem Hemd fest. Erst durch schnelle Drehbewegungen von rechts nach links gelingt es ihm, dieses Urvieh abzuschütteln, eine Zirkus-reife Vorstellung, die Isabel augenblicklich die Flucht ergreifen lässt. Mit einem Satz auf den Pickup rettet sie sich vor ihrem Verfolger. Leichtfüßig, blitzschnell und leise hebt er die langgliedrigen, bekrallten Füße, den Dickbauch und seinen langen Schwanz hin- und her schwingend und bleibt dann abrupt unterhalb von Isabel sitzen.
Ein Bild für die Götter…

Oben: Gerettet!
<br />
unten:geduldig wartend...

Hört man nicht gelegentlich von Drachen, die ihre kostbaren Besitztümer auf ähnliche Art und Weise bewachen?

Als die Echsenschar schließlich erkennt, dass das Warten auf mehr nicht von Erfolg gekrönt sein wird, verschwindet sie im Gestrüpp.

Allmählich bricht der Abend herein und zaubert eine friedliche Stimmung über das Gotomeer...

Das Gotomeer...

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Der Südwesten der Insel ist zu weiten Teilen von Salinen bedeckt, in denen einst Sklaven sehr hart arbeiten mussten, um den Salzhandel der Holländer im großen Stil zu ermöglichen.

Ausgedehnte Salzfelder oder -pfannen (die "Pans")

Infotafel über die harte Arbeit der Sklaven in den Salinen...
Die Männer schürfen Salz, schaufeln es in Schubkarren, fahren es zum Anlegesteg des Zubringerbootes, wo es in flache Körbe verladen wird, die die Frauen - auf dem Kopf balancierend - über schmale Holzplanken zum Zubringerboot bringen.

Immerhin baute man für sie kleine Mini-Steinhaus-Siedlungen.

Steinhaussiedlung der "Oranje Pan" mit Pylon

Ein Häuschen der "Witte Pan-Siedlung"

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Zu bestimmten Tageszeiten heben sich die weißen Salzberge bezaubernd schön gegen die pink bis altrosa schimmernden Salinen ab, in denen Flamingos ganz gelassen herumstolzieren.

Im urwüchsigen Süden findet man türkisfarbene Lagunen auf denen Windsurfer entlang zischen, Reiher stoisch im Wasser stehen

...bei den Anfängern...

Vogel vor Türkis...

Mitten auf der Piste...

Flamingos im von Dünen umgebenen Pekelmeer und wilde aber sehr zutrauliche Esel, die mit ihren großen, sanften Augen gerne mal einen Leckerbissen erbetteln…

Die Insel der Flamingos mit ihrem „Flamingo-Airport“ der „Flamingo-Post“ und den Flamingos im Auto-Kennzeichen wird uns in besonders schöner Erinnerung bleiben.

Dienstag, 7. Februar 2017

20170207 Curacao hat uns wieder

Wie denn das??? So mancher Blogleser weiß ja gar nicht, dass wir – nach Bonaire – fast den ganzen August 2016 auf CURACAO verbrachten.

Am 5. September wurde die PIA dort aus dem Wasser geholt und an Land gestellt. Wir wollten nämlich die Geburt unseres zweiten Enkels miterleben und flogen am 7. September für fünf Monate nach Hause. Ein putzmunteres Kerlchen (Jesper) ist da und erfreut Bruder, Eltern und Großeltern.
Jesper gedeiht prächtig.

Großelternfreuden, Weihnachten mit der ganzen Familie, viele Treffen und Unternehmungen mit Freunden, Verwandten und Bekannten ließen die Monate wie im Zeitraffer vorübersausen….

Nun schließt sich der Kreis: Die PIA steht im Arbeitsbereich der Werft, die Borddurchlässe sind ausgebaut, das Deck von der Staubkruste der letzten Monate befreit, mitgebrachte Ersatzteile aufreizend präsentiert und zum Einbau auffordernd…
Das heißt: Bootsalltag: Neid braucht bei Daheimgebliebenen zunächst mal nicht aufzukommen….

Einen Nachtrag über die Zeit auf Bonaire und Curacao wird demnächst folgen…

Montag, 1. August 2016

20160801 Mehr Meer...

Für drei Tage…
Schon lange haben wir keine Nachtfahrten mehr gemacht. Da wir aber die PIA – während unseres fünfmonatigen Heimaturlaubs - auf Curacao an Land stellen wollen, sollten wir uns demnächst auf den Weg machen.
Der tägliche Wetter-Check zeigt, dass die Bedingungen für die dreitägige Überfahrt zwischen dem 25. und 30.7. recht gut aussehen. So starten wir am Mittwoch, dem 27.7.

Die vorhergesagten leichten Ost-Nord-Ost-Winde sind wie geschaffen für den Parasailor.

Der Parasailor

Bereits um 6.30h zieht er uns – voll aufgebläht und wie auf Schienen - in Richtung Westen.

...leicht, blähfreudig und effizient auch bei wenig Wind...

Drei Stunden später ist das geliebte Martinique am Horizont verschwunden.

Geschwindigkeitsrekorde werden wir bei dem schwachen Wind (10-15kn) nicht aufstellen, dafür ist es ein Kaffeesegeln vom Feinsten. Selbst ein Landei würde sich jetzt auf der PIA wohlfühlen.

Aber es gibt ja noch den ständig auf der Lauer liegenden Fehlerteufel. Um 15.00h schlägt er zu. Der Navigations-Bildschirm fällt aus. Was nun? Die Fehlersuche geht los. Der erste Versuch: „Reboot tut gut“ scheitert. Steckkontakte, Kabel, Bedienkonsole werden gründlichst untersucht, ohne dass wir einen Fehler entdecken können. Das DVI-Kabel wird in eine Parallelbuchse gesteckt und alles wieder zusammengebaut. Und siehe da: Es funktioniert wieder. Leider nur für zwei Stunden. Unsere Vermutung: Dem Gerät ist’s einfach zu heiß geworden, also hat es sich mal eine Pause gegönnt, die es noch weitere dreimal in Anspruch nehmen wird.

Nachts können wir auf dem Radar die Regenschauern um uns herum beobachten. Ein Squall erwischt uns mit viel Wind und Regen, bügelt die Wellen glatt und beschleunigt die PIA auf 14kn. Herrliches Rauschen!!

...gemütliches, wackelfreies Frühstück..


Danach ist Bordreinigung angesagt. Etliche Fliegende Fische haben ihren Höhenflug nicht überlebt und sind - dummerweise an Bord und im Trampolin gelandet. Erstens: tot und angetrocknet, zweitens: klein, drittens: wahrscheinlich ziemlich grätig, lassen sie uns nicht auf die Idee kommen, sie in einen Gaumenschmaus zu verwandeln aber erinnern uns daran, dass wir ja noch eine Angel haben, um möglicherweise besseres zu fangen.

Das Ende dreier Fluchtversuche...


Die Dämmerung ist die Zeit der Räuber. Also ziehen wir ab 17.00h den munter von Welle zu Welle hüpfenden oder sie unterschneidenden Oktopusköder hinter uns her.
Um 18.20h gibt es Fischalarm. Die Angelleine – obwohl recht straff eingestellt – rauscht wild sirrend aus. Die Angelrute gleicht einer Bogenlaterne und bei jedem Versuch, die Angelleine ein Stück einzurollen, macht sie einen tiefen Bückling. Das aggressive Kerlchen am Haken kämpft wie wild und….siegt. Es macht „Peng“, die Angelrute schnellt zurück und mindestens 100m Angelleine samt Köder sind verschwunden.
Irgendwie tut mir der Fisch leid. Ein kräftiger Schlag auf den Hinterkopf, um hinterher in unserer Pfanne zu landen, wäre sicherlich ein gnädigerer Tod gewesen, als mit Haken im Maul und Angelleine daran vielleicht jämmerlich zu verenden.

Auch der dritte Tag auf See verläuft sehr ruhig.

Da Bonaire allmählich in Schlagweite rückt, wird der nautische Reiseführer noch einmal studiert. Hier stolpern wir über die Empfehlung – wegen steigender Piraterie - von den Venezolanischen Inseln einen Mindestabstand von 30sm zu wahren. Mit dem Einhalten der bisherigen Kurslinie würden wir die „Islas de Aves“ in einem Abstand von nur 5sm passieren.
Wir ändern also den Kurs, um die Inseln wenigstens 20sm nördlich passieren zu können und werden später das aktive AIS ausschalten und keine Navigationslichter setzen. Das Radar wird uns – falls nötig – hoffentlich rechtzeitig warnen.

Für den Wassertourismus ist es traurig, dass ein Land mit einer so wunderschönen Küste und Inseln wie den „Islas de los Roques“ und den „Islas de Aves“, die zum Schönsten gehören, was die Karibik zu bieten hat, inzwischen zu einem „No Go“ geworden sind.
Um 18.00h befinden wir uns genau 19sm vom nördlichsten Punkt der „Aves de Sotovento“ und schauen sehr oft in diese Richtung, um das eventuelle Herannahen einer Piroge erkennen zu können. Wir sehen nichts und hoffen sehr, dass unsere PIA nicht - als vorbei schwimmende „Opportunität“ – von möglichen Piraten erkannt wird aber in der hereinbrechenden Dunkelheit allmählich verschwinden wird.

Gelbe Einklarierungsflagge und Landesflagge werden gehisst...

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Bonaire...

Das Sirren der neu bestückten Angel lässt uns aufhorchen. Schnell bin ich an der Angelrute, gebe noch ein wenig Leine, dann gibt’s einen mächtigen Ruck, ein herrlicher Bonito macht einen blitzschnellen, hohen Salto mit zirkusreifer Drehung in der Luft und verschwindet wieder im Wasser.
Die schlaff hängende Angelleine ist das Indiz für einen weiteren Misserfolg. Die Diagnose: Der Angelhaken ist in der Mitte abgebrochen.

…und die Jungs, die blicken stumm auf dem (wieder einmal) leeren Fischteller herum…

Kurz nach dem Sonnenuntergang, 19.21h


Der Ersatz aus der TK-Truhe, Lachs in Wein-Sahnesauce mit Linguine und Fenchelsalat ist auch sehr lecker aber so ein Bonito wäre das Tüpfelchen auf dem „i“ gewesen…

Nach dem Abendessen wird’s spannend. Die Navigation zeigt noch 3Std. bis nach Bonaire an, d.h. wir werden bei absoluter Dunkelheit, zwischen 23.00h und 0.00h die Südspitze von Bonaire erreichen. Sicherheitshalber aktivieren wir das Backup, die „Open Sea“ Karten auf dem Laptop, falls der Navi-Bildschirm wieder ausfallen sollte und halten angestrengt Ausschau nach den angegebenen Leuchtfeuern. Sehr spät erst lässt sich das Leuchtfeuer an der Südspitze Bonaires erkennen, an der wir den Parasailor bergen wollen. Als es endlich erscheint, gibt’s als Gratiszugabe starke Windböen, die die PIA impulsartig auf 10kn beschleunigen. Na, bravo! Den Spaß hätten wir gerne ein bisschen früher gehabt! Jetzt soll er in die Tüte, d.h. in den Bergeschlauch. Wir starten die Stb.-Maschine, laufen vor dem Wind ab, fieren Stb.-Schot und Niederholer und können so –bei nur noch 6kn scheinbarem Wind - in perfektem Teamwork und punktgenau dieses blähfreudige Segel in den Bergeschlauch ziehen.
Eine Stunde motoren wir noch an der Westküste von Bonaire hoch und suchen vergeblich das Leuchtfeuer von „Punt Vierkant“. Aber wir schaffen es auch so. Es ist zwar nicht leicht, die vor der Hauptstadt Kralendijk ausliegenden Bojen bei Nacht zu erkennen und aus dem Wasser zu fischen, aber auch das gelingt und wir haben, in der Nacht von Freitag auf Samstag, (nach 66Std, um 1.00h) das gute Gefühl, angekommen zu sein.

Und was uns am nächsten Morgen begeistert ist das schönste und klarste Wasser, das wir bisher in der Karibik gesehen haben und eine Stadtsilhouette, die sehr an holländische Seebäder erinnert…

Spaziergang durchs Harbour-Village Ressort

Ausblick beim ersten Sundowner auf Bonaire

Sonnenuntergang am 31.07.2016

Später mehr über das hiesige Meer…

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